■ Streit um das Staatsratsgebäude: Neues Denken
Beim Thema Staatsratsgebäude befinden sich Bausenator Wolfgang Nagel und sein Kollege von der Stadtentwicklung, Volker Hassemer, auf dem richtigen Weg. Im Unterschied zum Regierenden Bürgermeister und der Bundesbauministerin, die sich für die Schleifung der Relikte des sozialistischen Städtebaus aussprechen, begreifen die beiden Senatoren, daß dieses Gebäude den zentralen Raum nicht beschädigt und erhalten werden muß. Ein Abriß, meint Nagel, zerstöre nicht nur ein Symbol der sozialistischen Moderne aus den sechziger Jahren, sondern zugleich ein Baudenkmal, in dem sich der Umgang mit Altbausubstanzen spiegle. Die Auseinandersetzung auch mit Chiffren ungeliebter Geschichte sei allemal sinnvoller als der Abriß und die Leugnung ihrer Existenz. Auch Hassemers Vorstoß, den Wettbewerbsbeitrag von Niebuhr für die Spreeinsel korrigieren zu lassen, damit der Staatsrat erhalten werden kann, geht in die gleiche Richtung. Hassemer hat erkannt, daß durch den verkleinerten Neubau des Auswärtigen Amts genug Raum bleibt und das Staatsratsgebäude in das neue Ensemble integriert werden kann. Deshalb stehen die Initiativen der Senatoren für ein Umdenken auf der Spreeinsel. Sie zeigen, daß die städtebauliche Leere nicht mit ministeriellen Klötzen auf alten Stadtgrundrissen behoben werden kann und daß man nicht die Abrißbirne schwingt, solange kein Bild für Mitte existiert. Rolf Lautenschläger
Siehe auch Seite 24
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