: Oi!-Musik in der Kammer
■ Vom rechten Rock bis „Sex und Nationalismus“ – Vorträge in der Angestelltenkammer zum Thema Rechtsextremismus
Wenn aus dem Kultursaal der Angestelltenkammer Oi!-Musik lärmt, wer ist dann dort zu Gast? Natürlich Klaus Farin, Experte für jugendliche Subkulturen. Die Angestelltenkammer veranstaltet von Ende Oktober bis Mitte März eine Vortragsreihe über Rechtsextremismus. Titel: „Verdrängen, bekämpfen, verstehen?“ Klaus Farin wird dort am 28.2., 20 Uhr, anhand von Videobeispielen der Frage nachgehen, wie gefährlich Rock mit rechtsradikalen Texten ist.
Den Reigen der Rechtsextremismus-AnalytikerInnen beginnt am 27.10. der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, Wolfgang Benz. Er knöpft sich rechtsextreme Programmatik vor. Genau hinschauen ist auch der Leitsatz der Psychoanalytikerin Thea Bauriedl vom Münchner Institut für politische Psychoanalyse. Die „Feinde“ zu verstehen heiße schließlich noch lange nicht, mit ihrem Verhalten einverstanden zu sein (27.1.) Der Lektor des S. Fischer Verlags, Walter H.Pehle, dagegen fragt, ob und wenn ja wem Bücher gegen den Rechtsextremismus überhaupt helfen (11.11.).
Die Eltern engagieren sich in der Friedensbewegung und betreuen strahlenkranke Kinder aus Tschernobyl – doch der Sohn ist rechts und wahrscheinlich einer der Täter von Solingen. Das widerspricht dem bisherigen Glaubenssatz, daß rechte Jugendliche immer auch benachteiligte Jugendliche sind. Ulrich Chaussy, Soziologe, stellt am 22.11. seine Thesen darüber vor, wie Jugendliche zu Neonazis werden. Naja, Jugendliche fühlen sich aufgefordert, machen was nach, so eine bekannte These. Und wer macht vor? „Focus“ zum Beispiel, sagt der Sprach- und Sozialwissenschaftler Siegfried Jäger. Das Magazin schlage häufig in die gleiche rassistische und polarisiernede Kerbe wie die „Bild“-Zeitung. Am 14.2. will Jäger belegen, wie rechtsextreme Diskurse in die Mitte der Gesellschaft gewandert sind.
Lea Rosh schließlich, die Direktorin des NDR in Niedersachsen, will knackige Argumente dafür liefern, warum man die Rechtsextremen nicht in Fernseh-Wahlsendungen einladen sollte. Ächtung statt Gleichbehandlung, so ihr Credo, sei im Umgang mit den Schönhubers und Freys eine historische Verpflichtung. taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen