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■ Mit der Weltbank auf du und duArme Frauen

Berlin (taz) – Der interne Bericht liegt seit Sommer vor, ist aber bisher nicht veröffentlicht worden. Er enthält peinliche Zahlen: In den vergangenen dreißig Jahren hat die Weltbank fast 5.000 Projekte gefördert. Aber nur jedes achte, nämlich ganze 615, kamen Frauen zugute. Dem Papier der Weltbank-Evaluierungsabteilung zufolge, das der US-amerikanischen Organisation „Development Gap“ vorliegt, scheiterten viele Projekte deshalb, weil sie die Rolle der Frauen nicht berücksichtigt haben.

Seit 1988 habe sich die Situation jedoch verbessert. Wenn sie will, kann die Weltbank durchaus etwas für Frauen erreichen. In westafrikanischen Ländern zum Beispiel führte sie im Rahmen der Bildungsförderung Geschlechterquoten ein. Mindestens 50 Prozent der SchülerInnen in geförderten Schulen müssen Mädchen sein. Auch aus manchen ihrer klassischen Fehler hat die Weltbank gelernt. Viele Brunnenprojekte sind daran gescheitert, daß die technische Wartung in die Hände der Männer gelegt wurde. Diese führten Reparaturen nicht aus, weil sie sich im Frauenterrain nicht blicken lassen – Wasserholen ist fast überall Frauensache.

Heute werden auch Frauen in der Wartung geschult. Doch immer noch kontrollieren Männer das Wasser, kritisiert die Projektgutachterin Claudia von Braunmühl. Sie glaubt, daß einzelne Weltbank-Projekte zur Frauenförderung die dominierende Geschlechterblindheit der Weltbank nicht wettmachen können. So würden bei der landwirtschaftlichen Beratung Frauen systematisch ausgeklammert, Ansprechpartner seien in patriarchalisch strukturierten Gesellschaften automatisch die Männer.

Dem Bericht der Weltbank zufolge produzieren die Frauen zwischen 50 und 80 Prozent der Nahrungsmittel. Das Papier versäume es, kritisiert Development Gap, die Wirkung der gesamten Weltbank-Politik auf Frauen zu hinterfragen. So seien besonders Frauen von den Strukturanpassungsprogrammen der Weltbank betroffen, mit denen verschuldete Länder vor allem auf Haushaltseinsparungen und Privatisierung eingeschworen werden. In Simbabwe etwa habe sich die Sterblichkeitsrate von Müttern im Kindbett fast verdoppelt, seit die Regierung im Zuge eines Weltbank-Anpassungsprogramms Gesundheitsdienste kostenpflichtig gemacht hat.

Christa Wichterich, Gutachterin für Frauenentwicklungsprojekte, kritisiert vor allem die Exportorientierung der Weltbank-Politik. Wenn auf dem Land mehr für den Export angebaut wird, Soja oder Baumwolle beispielsweise, leide darunter die eigene Nahrungsmittelversorgung, für die zum größten Teil Frauen verantwortlich sind. Zudem verbinde die Weltbank manchmal ihre Kreditzusagen mit Druck auf die Regierungen, bevölkerungspolitische Programme durchzuführen – mit teilweise zweifelhaften Methoden.

Auch die immer noch gerne von der Weltbank finanzierten Staudämme, durch die Millionen von Menschen zwangsumgesiedelt werden, betreffen laut Wichterich Frauen stärker als Männer. Anders als die Männer, die in der Stadt Arbeit suchen, verlieren sie, die vom Land leben, ihre Existenzgrundlage.

Nicola Liebert

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