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„Volksbewegung: Stopp Möllemann now“

■ Jürgen Möllemann fühlt sich als das Opfer eines Bonner Komplotts / Kompletter Rücktritt des FDP-Landesvorstands in NRW / Neuwahl beim Sonderparteitag im Dezember

Düsseldorf (taz) – Die Warnung kam zu spät. Da konnte selbst der geübte Strippenzieher Jürgen Möllemann, von seiner Parteifreundin Irmgard Schwaetzer einst wegen seiner Verdienste in diesem Metier als „intrigantes Schwein“ geadelt, nicht mehr schnell genug reagieren. Unmittelbar vor der entscheidenden Landesvorstandssitzung am Montag abend meldete eine Bonner Journalistin dem bis dahin nichts ahnenden FDP-Landesvorsitzenden ein von Bonn aus „Richtung Düsseldorf zurollendes Komplott“. Die Putschisten vom Kinkel-Fan-Club entpuppten sich als gut sortiert – zu gut für Möllemann. Allen voran der Bonner FDP-Bildungsstaatssekretär Fritz Schaumann, der seinen einstigen Förderer beerben möchte und ihn gleich zu Beginn der Sitzung aufforderte, zurückzutreten. Schwaetzer und weitere Vorstandsmitglieder bliesen in das gleiche Horn, und schon bald, so FDP-Generalsekretär Andreas Reichel, „entstand das klare Bild“, daß der umtriebige Chef ohne Mehrheit dastand. Doch so schnell kippt man einen „Riesenstaatsmann Mümmelmann“ (Strauß) nicht. Wenn schon Rücktritt, dann alle. Am Schluß der Sitzung erklärten sich bis auf zwei Vorstandsmitglieder alle Anwesenden bereit, zum 3. Dezember, dem Beginn des Sonderparteitages, zurückzutreten. Eine erneute Kandidatur schloß Möllemann gestern ausdrücklich nicht aus. Noch ist deshalb nicht sicher, ob sich FDP-Fraktionschef Hermann-Otto Solms gestern nicht zu früh gefreut hat. Triumphierend verkündete der Kinkel- Vertraute schon das Ende des Rivalen: „Es mußte ein Schlußstrich gezogen werden.“

Doch so weit ist es noch nicht. Möllemann hofft darauf, für viele in der FDP sehr schnell deutlich machen zu können, daß die „Volksbewegung: Stopp Möllemann now“ nur dem Ziel der Bonner Führungsetage diene, „von der eigenen Verantwortung“ für die desaströsen Wahlergebnisse der letzten Zeit abzulenken. Sein Generalsekretär Reichel, der erst am vergangenen Wochenende mit Blick auf die Bonner Partei- und Fraktionsführung eine „Erneuerung an Haupt und Gliedern“ gefordert hatte, steht ihm da bei: „Es trifft im Moment ungerechterweise Möllemann allein.“ In der Sache stimmen viele Liberale Möllemann nach wie vor zu. Auch der Düsseldorfer FDP-Fraktionschef Achim Rohde wirft der Bonner Parteispitze vor, „liberale Erneuerer auszugrenzen und aus der FDP einen Vizekanzler-Wahlverein“ machen zu wollen. Solche Kritik geht gerade noch durch. Aber Möllemanns öffentliche Stänkereien gegen Kinkel scheint das Parteivolk offenbar auch in NRW überdrüssig zu sein. So streuen es jedenfalls seine Gegner. Die Partei sei das endgültig leid, sagt etwa der Bonner FDP-Landtagsabgeordnete Rudi Winkel. Möllemann schätze die Stimmung völlig falsch ein. Winkel wörtlich: „Man schießt nicht auf die eigenen Leute.“ Walter Jakobs

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