: Großbrand im Deutschen Dom
■ Trotz Großeinsatz der Feuerwehr drohte am gestrigen Abend die historische Kuppel einzustürzen
Die Kuppel des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt fing gestern nachmittag bei den Renovierungsbauarbeiten Feuer – Alarmstufe vier für die Feuerwehr. Die genaue Brandursache konnte der Einsatzleiter, Landesbranddirektor Albrecht Braemme, noch nicht nennen.
Braemme befürchtete am Abend, daß der Einsturz der historischen Kuppel des im 18. Jahrhundert erbauten Doms kurz bevorstehe. Gegen 19 Uhr mußten deswegen die Feuerwehrleute die Kuppel, in der sie bis dahin versucht hatten zu löschen, verlassen. Die massive Steinkonstruktion werde, so Braemme, von einem Stahlträger gehalten, der sich bei der Erwärmung verbiegen könnte und so keine Statik mehr bieten würde. Er äußerte die Vermutung, daß sich das Feuer im Laufe des Abends weiter ausbreiten würde. Um den Brand besser bekämpfen zu können, schnitten die Feuerwehrleute ein Loch in die Kuppel. Sie versuchten mit sieben Rohren das Feuer von außen zu bekämpfen. Bei einem Einsturz der Kuppel, vermutete Braemme, würde das Gebäude jedoch stehen bleiben.
Der Leiter der Obersten Denkmalschutzbehörde, Prof. Engell, teilte der taz am Brandort mit, daß aus denkmalpflegerischer Sicht die Zerstörung der äußeren Kuppel nicht ganz so tragisch sei. Hier seien keine Originalbauteile, die für immer verloren wären, verwendet worden. Die gesamte Kuppel sei erst nach 1976 in der DDR erbaut worden.
Problematisch seien vor allem die Risiken für die Gesundheit, da bei der Renovierung ein Dämmaterial verwendet worden sei, das durch den Brand gesundheitsschädliche Dämpfe entwickele. Viel schlimmer sei für ihn, so Engell, wenn durch die Wasserstrahlen der Turm neben der Kuppel getroffen werde. Dieser bestehe nämlich aus kostbarem Naturstein, ebenso wie die bildhauerischen Figuren und Reliefs an dem Turm. Wenn ein direkter Wasserstrahl die Figuren treffe oder die gesamte Außenmauer des Turmes durch die ständige Wasserbestrahlung zu schnell abkühle, könnte das Material aufgeweicht werden und brechen oder bröseln. Für die Denkmäler Berlins sei das ein großes Verlust, da sowohl der Sandstein als auch die Reliefs und Figuren Originale aus dem 18. Jahrhundert seien.
Um 16.19 Uhr hatte die Feuerwehr den ersten Notruf erhalten, acht Minuten später waren die ersten Einsatzwagen da. Was zunächst als kleiner Brand begann, breitete sich im Laufe der nächsten Stunden immer weiter aus.
Der gesamte Gendarmenmarkt war bei Anbruch der Dunkelheit in dicke Rauchschwaden gehüllt. Die Polizei sperrte das Gelände um den Markt weiträumig ab. Die dicken gelblichgrauen Rauchschwaden, die fast wie Kaminfeuer rochen, zogen am Schauspielhaus vorbei in Richtung des Französischen Doms und weiter bis zur Straße Unter den Linden. Anwohner und Beschäftigte rund um den Gendarmenmarkt behaupteten, sie hätten das Feuer bereits vor 16 Uhr bemerkt. Einsatzleiter Albrecht Braemme befürchtete, daß die Löscharbeiten bis weit nach Mitternacht dauern würden.
Der Deutsche Dom war, wie sein Gegenüber, der Französische Dom, 1943 weitgehend zerstört worden. Nach Jahrzehnten als Ruine begann man noch zu DDR- Zeiten Ende der 70er Jahre mit dem Wiederaufbau. Die Arbeiten sind im Deutschen Dom jedoch noch nicht abgeschlossen. Elke Eckert/Anita Kugler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen