: Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine
Asterix in AmerikaBRD 1994 R: Gerhard Hahn
„Hier betritt Asterix zum ersten Mal im Kino neue Ufer. Der Druide Miraculix wird von den Römern über die Erdscheibe katapultiert. Asterix und Obelix machen sich auf die Suche nach ihm - und entdecken zufällig die neue Welt: Amerika.“ (epd Film) UT-Kino, Ufa-Stern
Auf den Schultern von Riesinnen Bremen 1994, R: Marianna Strauch
Eine 40 Minuten lange Videoproduktion, die zum Anlaß des Frauenkulturprojektes „Frauen in der Aufklärung“ in Bremen produziert wurde. Kino 46
Aus der Mitte entspringt ein Fluß USA 1992, R: Robert Redford, D: Craig Sheffer, Brad Pitt
Redfords pathetische Hymne auf das Gute, Schöne, Wahre im amerikanischen Teenager. Wenn nur alle aufs Land ziehen und permanent angeln würden, wären die meisten Probleme schnell gelöst. Schöne, romantische Naturaufnahmen und junge Burschen, die sich gegenseitig ihre Seele offenbaren. Gondel
Die Bartholomäusnacht Frankreich 1994, R: Patrice Chéreau, D: Isabelle Adjani, Jean-Hugues Anglade
„Die einzigen, die garantiert nicht auf ihre Kosten kommen, sind Heinrich-Mann-Leser, die auf eine Verfilmung der „Jugend des Königs Henri IV“ hoffen. Auch die genialste Besetzung in diesem Film, Virna Lisi als Katharina, deren wachsernes Vogelgesicht man ständig dräuend auf den Balustraden auftauchen sieht, handelt aus libidinöser Amtsanmaßung. Geschichte als Triebschicksal.“ (taz) Gondel
Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol
Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilreichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminszenzen an das deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achtziger: Die Situation des Heteros unter Schwulen erinnert bisweilen an die Preußen unter Bayern oder an dei Yuppies unter Punks. Im Grunde ist „Der bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein Buddy Movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd Film) City, UT-Kino und Gloria-Palast (DEL)
Corinna, Corinna USA 1994 R: Jessie Nelson D: Whoopi Goldberg
Ein armes Mädchen ist nach dem Tod ihrer Mutter so betrübt, daß es nicht mehr spricht. Der Vater engagiert ein Kindermädchen, und da es von Whoopi Goldberg gespielt wird, kann man sich den Rest schon denken. Nach Mr. Doubtfire die zweite Hollywoodkomödie in kurzer Zeit über eine heldenhafte Ersatzmutter. Ufa-Stern, UT-Kino
The Crow – die Krähe USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Ernie Hudson
Bild um wunderhübsches Bild wird hier den Zuschauern um die Augen geschlagen – jedes einzelne so clever, so effektvoll stilisiert, daß sämtliche Charaktere zu Comicfiguren der dämlichsten Sorte erstarren. Was hier als schicker „Trash“ für ein vermutlich trendbewußtes Teenie- und Twenpublikum verhökert werden soll, ist genau das: Trash, Müll – Altmetall statt Heavy Metal. Ufa Stern
Drei Farben: Rot Frankreich/Schweiz/Polen 1994, R: Krzysztof Kieslowski, D: Irène Jacob, Jean-Louis Trintignant
„'Rot' variiert vor allem anderen, als dominantes Thema und emotionale Grundfarbe, das Motiv der Einsamkeit. Schon zu Beginn, als programmatische Ouvertüre, geht ein Telefonanruf ins Leere. Nur noch das Telefon, fallweise von ihrem Anrufbeantworter vertreten, verbindet Valentine (Irène Jacob) mit ihrem Freund Michel. Es ist eine Beziehung auf Sichtweite, ebenso verfehlt wie naheliegend, als wären sie eines jener Traumpaare, von denen uns das Kino erzählt.“ (epd) Atelier und Casablanca (OL)
Die dunkle Seite des Herzens Argentinien 1992, R: Eliseo Subiela, D: Dario Grandinetti
Oliverio ist ein junger Dichter, der komplexe Beziehungen zu den Frauen unterhält, von denen eine den Tod personifiziert. „Eine Geschichte, wie sie eher Tangos und Boleros erzählen als anspruchsvolle Regisseure wie Subiela. Er benützt visuell und musikalisch bewußt Elemente des Gefühlsklischees, spielt mit poetischen und surrealistischen Ingredienzien. Und er beschreibt ironisch eine Männerwelt, in der Frauen eher Versatzstücken als ernstzunehmenden Wesen gleichen und in die eine Frau emanzipatorisch eingreift. Ein außerordentlich komplexer Film über Gefühle.“ (Frankfurter Rundschau) Kino 46
Eat Drink Man Woman Taiwan 1994, R: Ang Lee, D: Sihung Lung, Kuei-Mei Yang
„Blitzschnell geht es von einem Schauplatz zu amnderen, von einer Tochter zur nächsten, und wer nicht aufpaßt, kann in kurzer Zeit schon recht viel verpaßt haben. Und da geraten auch die scheinbar stabilen Konstallationen in muntere Verwirrung, und fast schon wie bei Shakespeare tut sich hinter der Welt des schönen bunten Scheins eine andere auf, nicht gerade abgründig, aber doch voll Bitternis und Wehmut.Atlantis und Casablanca (OL)
Der Elefantenmensch GB 1980 David Lynch D:John Hurt, John Gielgud, Anne Bancroft.
David Lynch verfilmte in seiner ersten Arbeit für ein Studio (nach dem zum großen Teil in seiner Garage gedrehten „Eraserhead“) das viktorianische Melodram mit einer Wärme und Zurückhaltung, die bei seinen späteren Filmen gänzlich verlorengehen. Gerade sein Film über einen „Freak“ hat in seinem Oeuvre am wenigsten von einer Freakshow. Sein humanster Film ist in strengem Schwarzweiß suggestiv verfilmt; mit bemerkenswerter Behutsamheit verweist er stärker auf die menschlichen Dimensionen des Themas und ist weniger an vordergründigem Horror interessiert. Cinema
Erdbeer & Schokolade Kuba 1993, R. Tomas Gutierrez Allea, Juan Carlos Tabio, D.Jorge Perugorria, Vladimir Cruz,
Noch bevor die große Flucht begann, hat Alea, der große Mann des kubaischen Kinos seine Liebeserklärung an sein Heimatland verfasst und die endet, wie könnte es anders sein, mit dem Abschied von Kuba. Eine aberwitzige, bisweilen melancholische Komödie über Kommunismus und Homosexualität, über Machismo und Katholizismus, über schwarze Magie und den schwarzen Markt, über John Donne, Vargas Llosa und Maria Callas, über Sonnenblumen und kaputte Kühlschränke. Atlantis und Cinema
Felidae Deutschland 1994, R: Michael Schaack
„Allein, weil die Felidae-Katzen aussehen wie die Kopie der Aristocats, fällt es schwer, irgendetwas Diabolisches zu imaginieren. Autor Akif Pirincci, sehr zufrieden mit der Verfilmung, macht sich nur verdächtig, wenn er beteuert: „Bei Disney sind Menschen dargestellt, die Tiermasken aufhaben. Meine Tiere sind vermenschlicht, aber der Charakter bleibt animalisch.“ Seine Tiere jedoch wurden zu unterhaltsamen Kuscheltieren. Aber so ist das nun mal mit Katzen. (taz, Dora Hartmann) Filmstudio und Ufa-Palast
Das fliegende Klassenzimmer BRD 1954, R: Kurt Hoffmann, D: Paul Dahlke, Peter Kraus
Eine biedere Adaption des Romans von Erich Kästner, oder in den Worten des biederen „Lexikon des internationalen Films:“ Die vergnügliche und warmherzige Verfilmung des Kinderromans hat eine unaufdringliche erzieherische Nebenwirkung. Kino 46
Forrest Gump USA 1994 R: Robert Zemeckis, D: Tom Hanks, Sally Field
Als eine Mischung aus Zelig, dem braven Soldaten Schweik und Dostojewskis „Idiot“ sieht man Tom Hanks neben John Lennon, Senator Wallace und den Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon. Irgendwie ist er auch für die Hüftschwünge von Elvis, Watergate und einen Kult verantwortlich. Ein komisches und sehr smartes Epos über einen typischen amerikanischen Helden. Europa, Schauburg
Goldregen Dänemark 1988 R: Sören Kragh-Jacobsen
Kinderfilm nach dem Stickmuster der englischen „Fünf-Freunde“-Geschichten. Die Dänen begnügen sich mit vier Freunden, die auf einem Steifzug durch einen Wald eine geheimnissvolle Blechdose finden, die einen Schatz enthält. Was tun die Kinder mit 800.000 dänischen Kronen und wie werden sie mit den bösen Räubern fertig, die ihnen natürlich dicht auf den Fersen sind? Schauburg
I love trouble – Nichts als Ärger USA 1994, R: Charles Shyer, D: Julia Roberts, Nick Nolte
Julia Roberts contra Nick Nolte: „Aus diesem Geschlechter-Schlagabtausch hat Shyer ein zähes Krimikomödchen zusammengeschustert, das mit abgegriffenen Handlungsmotiven hausieren geht, doch dabei allenfalls sehnsüchtige Erinnerungen an legendäre Perlen aus der Hochzeit Hollywoods weckt. Shyers uninspirierte Regie, das einfallslos gewebte Drehbuch und Dialoge, denen trotz viel Geschwätz jeglicher Biß fehlt, geben einem faden Filmchen den Rest.“ (epd) UT-Kino
Juniors freier Tag USA 1994, R: Patrick Read Johnson, D: Joe Mentegna, Laura Flynn Boyle
Und weiter geht die Reihe mit Familienfilmen über ach, so pfiffige kleine Kerlchen. Etwas dem Trend hinterher, den „Kevin“ vor gut zwei Jahren anzettelte, trollt sich nun ein Säuger namens „Baby Bink“ über die Leinwand, entfleucht drei bräsigen Kidnappern und stolpert munter durch die Großstadt, um im Affenkäfig des dortigen zoologischen Gartens zu landen. UT-Kino
Karniggels BRD 1991 R: Detlev Buck
Neblige Landstraßen, Kuhweiden und ein Bauernhaus - zwanzig Meter neben der Autobahn. Dort wohnt ein dösbaddeliger Polizeipraktikant, sein müder Blick schweift über die norddeutsche Tiefebene. Der Praktikant ist auf der Suche nach dem geheimnissvollen Kuhmörder, der seine Opfer nicht nur schlachtet, sondern auch noch verstückelt. Moin, Moin Tristesse! In seinem zweiten Film zelebrierte Detlev Buck wieder das dröge savoir vivre des niederdeutschen Landlebens. Mit seinem lakonischen Humor bewies er hier zum ersten Mal, daß er auch den langen Atem hatte, eine Geschichte auf Spielfilmlänge interessant zu halten. Die Schauspieler wirken als Polizisten, Bauern, blasierte Städter und sympathische Kleinkriminelle so realistisch, als würde man sie in Sagehorn in der Dorfkneipe treffen. Mit „Karniggels“ bewies Buck entgültig, daß er als Filmemacher den Kuhstall weit hinter sich gelassen hatte. Modernes
Das Kartell USA 1994, R: Philip Noyce
„Über einen faschistischen Propagandafilm hätte man sich aufregen und die kalifornischen Ochsenfrösche an die Wand nageln können; bei diesem 08/15-Actionfilmchen ist selbst gähnen zu anstrengend.“ (taz) Ufa-Palast
Der Klient USA 1994, R: Joel Schumacher, D: Susan Sarandon, Tommy Lee Jones
„Mit Brad Renfro – er wurde in einer landesweiten Suche unter 5000 Jungen ausgewählt –, der eindrucksvollen Susan Sarandon und dem schön unterkühlt agierenden Tommie Lee Jones als ehrgeizigem Staatsanwalt hat Regisseur Schumacher aus einem lahmen Buch (Vorlage: John Grisham) einen spannenden, einen menschlichen Thriller gemacht, dessen leise Zwischentöne nicht permanent von quietscheden Reifen und detonierenden Sprengkörpern übertönt werden. Autor Grisham kann mehr als zufrieden sein.Ufa-Palast
Natural Born Killers USA 1994, R: Oliver Stone D: Juliette Lewis, Woody Harrelson, Tommy Lee Jones
„Süß bedrohlich wie zu dichter Konfetti-Regen prasselt „Natural Born Killers“ auf Gläubige und Nichtgläubige. (...) Mit einem Thanksgiving-Korb voll visueller Ideen hat sich Stone vorgenommmen, sowohl David Lynch wie auch Kokshead Quentin Tarantino – auf dessen Story das ganze basiert – aus dem Feld zu schlagen. (..) Natürlich ist Stone auch auf den Serial-Killer- Zug aufgesprungen. Wickey und Mallory sind seine Variante von Bonnie und Clyde. (...) Daß Stone die neuesten Zelebritäten-Kalamitäten um O.J. Simpson aufruft, um sein Projekt zu verteidigen, ist natürlich reine Heuchelei; und es sind genau diese Prätentionen, die einen Megaballon wie diesen Film wie Sandsäcke am Boden halten. (Mariam Niroumand, taz) Schauburg, UT-Kino
Nostradamus - der Film Deutschland/GB 1994, R: Roger Christian, D: Tchecky Karyo, Amanda Plummer
„Nostradamus wird verkörpert von einem gewissen Tcheky Karyo, der vergeblich versucht, mit rotgeränderten Augen das Wirken diabolischer Kräfte vorzutäuschen. Auch die mangels erkennbarer Handlung eingestreuten derb-barocken Fickszenen verleihen Nostradamus nicht direkt den Hauch visionärer Größe. Selbst die Pestbeulen am Hals dahinscheidender Nebenakteure riechen nach Plaste & Elaste.“ (taz) Ufa-Stern
Pinocchio USA 1940, R: Walt Disney
Nach dem Welterfolg seines ersten langen Zeichentrickfilms „Schneewittchen“ (1937) steigerte Walt Disney die Faszination, indem er auf Collodis hölzernen Bengel Pinocchio setzte. In einer Kaskade von Rhythmen, Tönen und sich stimmungsmäßig wandelnden Farben reiht sich eine gelungene Überraschung an die andere. Eine der liebenswürdigsten Schöpfungen des Genres, die von Disneys späteren Produktionen (wie „Bambi“, „Fantasia“, „Dumbo“) nicht mehr übertroffen wurde. City
Pippi außer Rand und BandSchweden/Deutschland 1969, R: Olle Hellbom D: Inger Nilsson
Astrid Lindgren hat gerade vor ein paar Wochen den alternativen Nobelpreis gewonnen, und für ihre Pippi Langstrumpf Bücher kommt sie sicher in den Literatenhimmel. Mit der rothaarigen, kraftstrotzenden Göre hat die Schwedin eine der literarischen Kultfiguren erschaffen, die wie Sherlock Holmes, Donald Duck oder Philip Marlowe solch ein reales Eigenleben entwickelten, daß man kaum noch glauben mag, daß sie einmal an einem Schreibtisch erfunden wurden. Dies ist der dritte in einer Reihe von Filmen, die auf Lindgrens Büchern basieren. Auch wenn die Serie immer wieder im Fernsehen gezeigt wird: Im Kino ist Pippi am schönsten. Atlantis
Pulp Fiction R: Quentin Tarantino, D: Uma Thurman, John Travolta, Harvey Keitel
„Waren in Tarantinos Erstling ,Reservoir Dogs' die Bezüge einigermaßen sinnvoll funktionalisiert, so sieht ,Pulp Fiction' aus, als habe der Autor zufällig seinen Zettelkasten umgestoßen: Pop-Klischees und Genre-Topoi, Camp-Motive und Original-Ideen fallen dem Zuschauer in bunter Mischung vor die Füße. Er treibt mit dem Zuschauer das Spiel, das unter Kino- und TV-Addicts üblich ist. (...) Das Bild einer verkommenen, brutalen Welt, das hier mit großem Ablomb aufgebaut wird, fällt freilch bei näherer Betrachtung in sich zusammen. Weil für die meisten Beteiligten – ob sie es verdient haben oder nicht – alles noch einmal glimpflich ausgeht, läuft der Furor ins Leere.“ (epd) Schauburg, Ufa-Palast, UT-Kino
Shadow und der Fluch des Khan USA 1994, R: Russell Mulcahy, D: Alec Baldwin
„Optisch ist der Film in seiner Mischung aus 30er Jahre Art-Deco-Bauten und High-Tech-Spezialeffekten sogar beeindruckender als Tim Burtons „Batman“. Im Gegensatz zum Fledermaus-Mann aber macht der Titelheld wenig her. Kunststück: Sein Trick besteht eben darin, sich duch Hypnose seiner Opfer unsichtbar zu machen. (..) Wirklich elend ist das Drehbuch, das den Darstellern halbherzig-witzige Dialoge in den Mund legt, die dem Film oftmals Tempo und Spannung nehmen.“ (TV Spielfilm) City, Ufa-Palast
Speed USA 1994, R: Jan De Bont D: Keanu Reeves, Dennis Hopper, Sandra Bullock
„Ein Film, der seinem Titel vollauf gerecht wird, Cinema pur aus Hollywood. Eine Geschichte auf Bewegung reduziert. Gleich die Titelsequenz, in der die Kamera in einem Aufzugsschacht abwärts gleitet, und dabei die Titel (so plastisch, als seien sie in 3-D) kurz aufblitzt, entwickeln einen Sog, der den Zuschauer anschließend zwei Stunden lang nicht losläßt. Mit der Präzision eines Uhrwerks läuft alles ab Vorspiel, Drama, Nachspiel. (...) Die einzige Konkurenz in Sachen steigender Adrenalinspiegel für diesen Film sind die finalen drei Minuten von „Wallace & Gromit“ (Frank Arnold, epd) Ufa-Stern, UT-Kino
Das Spiel ist aus Frankreich 1947, R: Jean Delannoy
Zum 25jährigen Bestehen des Cinema Ostertor: „Sartre schrieb diesen einsamen Überlebenden von den Spielfilmen voller linker Gesinnung, die in Europa nach 1945 in voller Blüte standen. In dieser Fantasie a lá „Heaven Can Wait“ verliebt sich eine Dame der feinen Gesellschaft in einen militanten Arbeiterführer kurz bevor sie beide sterben. In der Unterwelt (einer Bürokratie im Stil von Jaques Tati) bekommen sie eine zweite Chance. Im Plot werden die verpaßten Gelegenheiten einer französischen Revolution nach –45 bitter beklagt. Obwohl der Film unter Delannoys steifer Regie leidet, kann man sich an dem kubistischen Dekor des Himmel erfreuen. (Time Out Film Guide) Cinema
Step Across The Border CH/BRD 1990, R: Nicols Humbert, Werner Prenzel, D: Fred Frith, John Zorn, Jonas Mekas
Dieser Dokumentarfilm sieht genauso musikalisch, originell und rhythmisch aus, wie er klingt. Die Regisseure haben bei ihrer Dokumentation über den Avantgarde - Gitarristen Fred Frith mit der Kamera genauso improvisiert wie die Musiker auf ihren Instrumenten. Als hellwache und neugierige Mitreisende , Gesprächspartner und Beobachter haben sie Frith bei seinen verschiedenen Projekten in Japan, Europa und New York begleitet und statt langer Jazzsoli, jubelnder Zuschauermassen oder gelehrter Erklärungen viele kurze, sehr prägnante und überraschend humorvolle Momente aus Friths Musik und Leben gesammelt und zusammengeschnitten. Kino 46
Taxidriver USA 1976, R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Harvey Keitel, Jodie Foster, Cybill Shepherd
Der Taxifahrer Travis Bickle ist auch heute noch De Niros bekannteste Rolle, und auch Scorsese hat den kultischen Erfolg von „Taxidriver“ bisher nicht wieder erreichen können. Das nächtliche New York als Vision der Hölle mit der letzten Filmmusik des Hitchcock-Komponisten Bernard Herrmann, die langsame Verwandlung von De Niro zum Psychopathen, die Explosion der Gewalt und die zynische Schlußpointe wirken auch heute noch so intensiv wie sonst kaum etwas im Kino. Im direkten Vergleich wirken die Filme von Stone und Tarantino gleich viel blaßer. Gondel
True Lies USA 1994, R: James Cameron, D: Arnold Schwarzenegger, Jamie Lee Curtis, Tom Arnold
Nun findet sich auch Regisseur Cameron in der Rüstungsspirale wieder, in der sich so viele Action-Regisseure verheddern: Nach Krachern wie „Terminator“ und „Alien II“ muß nun nochmals nachgelegt werden – diesmal spielen eine Atombombe und ein neuer Düsenbomber die Hautptrollen, neben denen selbst so schwere Brocken wie Arnold ganz klein aussehen. Träge, dicke, dumme Special Effects für die vollends Abgestumpften unter den Actionfans. Ufa-Stern
Die unendliche Geschichte 3 D/USA 1994, R: Peter McDonald, D: Jason James Richter
Mit dem Originalstoff konnte man bequem zwei Filme füllen, aber was dem Bastian im Teil 3 widerfährt hat nicht mehr viel mit dem Roman zu tun. Die wunderlichen Wesen aus Fantasia sind hier in die „reale“ Welt von heute katapultiert worden, und so fliegt der Glücksdrache Fuchur jetzt gegen die „Nasties“, eine üble Bande an Bastians High School. Bastian und die kindliche Kaiserin sind mit den sie verkörpernden Schauspielern schon ziemlich alt geworden, aber bei all den aufwendigen Special Effekten fällt das kaum weiter auf. Ufa-Palast, UT-Kino
Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz Mexiko 1955, R: Luis Bunuel
Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Cinema Ostertor. „Bunuel spielt all seinen charakteristische, amoralischen Witz in diesem Märchen aus, in dem ein Möchte-Gern-Mörder bei seinen Versuchen, sich durch einen erfolgreichen sexuellen Mord zu befriedigen, mehr und mehr frustriert wird. Wie immer verzichtet der Meister auf visuelle Extravaganzen und beschränkt sich zu jeder Zeit auf die einfachsten Kameraeinstellungen. Der Gebrauch von Requisiten wie der Spieldose aus seiner Kindkeit, die Archibaldos Lust auslöst und die Wachspuppe, die bei einem seiner mißlungenen Mordversuche verbrannt wird, wirken deshalb um so verblüffender und witziger.“ (Time Out Film Guide) Cinema
Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell
Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf dei bessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd) Ufa-Palast, UT-Kino, Modernes, City und Casablanca (OL)
Wallace & Gromit USA 1994, R: Nick Park
„Mit Wallace & Gromit entwickelt der Trickfilmspezialist Nick Park ein Kinopaar, das gute Chancen hat, als die gekneteten Erben von Laurel & Hardy in die Filmgeschichte einzugehen. Wallace ist ein typisch britischer Spießbürger im Strickpullover und vollgestopft mit abgedroschenen Redensarten, Gromit ist sein kluger Hund, der Zeitung und das Handbuch für Hundeelektronik liest.“ (Willi Hippen/taz ) zusammen mit „Meet The Feebles“ im Cinema
When A Man Loves A Woman USA 1994, R: Luis Mandoki, D: Meg Ryan, Andy Garcia.
... dann sieht das meistens so aus: Er geht darin auf, Sie kämpft mit sich und der Dreifachlast Mann, Beruf, Kinder. Ja und dann – geht sie nicht auf Konfrontation, sondern trinkt. Und es wird immer schlimmer. So viel zum Stichwort „heile Familie“. Ufa-Stern
Wie ich ein Neger wurde BRD 1970, R: Roland Gall, D: Gerd Baltus, Walter Ladengast
Adaption des Romans „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horvath
„Die Verfilmung hält sich eng an Horvaths scharfsichtige Beschreibung des Aufstandes der Kleinbürger im Nationalsozialismus. Horvath hat das leidenschaftslos, fast lakonisch, deshalb um so eindrücklicher dargestellt in der Gestalt eines jungen Lehrers und an dessen Konflikt mit einer Schulklasse. Horvaths karger Roman ist ein Modell des faschistischen Staates, der Rolle des apolitischen Individualisten und des möglichen Widerstandes“ (FAZ) Kino 46
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