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Unterm Strich

Ausfluß von Theweleit-Rezeption auch hier? Oder Gegenstand erneuter Theweleit-Forschung? Eine Ausstellung am Historischen Dokumentationszentrum des Bürgerkomitees Sachsen-Anhalt in Magdeburg, die die Demonstrationen der Vorwendezeit in Erinnerung ruft, trägt den Titel „Der Damm bricht!“ Eröffnet wird natürlich am Neunten.

In Margarethe von Trottas jüngstem Film „Das Versprechen“, der auch am Neunten (aber Februar und 95) die Internationalen Filmfestspiele „in der deutschen Hauptstadt“ (dpa) eröffnen wird und sogar für den Oscar nominiert wurde, geht's dagegen um die Zeit, bevor der Damm brach. „Behandelt werden drei Jahrzehnte deutscher Wirklichkeit, Entwicklung und Verhalten von Menschen, die in zwei verschiedenen Gesellschaftssystemen leben und von ihnen geprägt werden.“ Mit u.a. Eva Mattes, Otto Sander, August Zirner, Meret Becker. Besonders gespannt sind wir hier auf die Szenen, in denen die Nacht des Mauerfalls noch einmal mit Tausenden von Statisten nachgestellt wurde.

Der New Yorker Verlag Farrar, Straus & Giroux, der Verlag für Nachkriegsliteratur in Amerika (T.S. Eliot, Isaak B. Singer, Tom Wolfe, Susan Sontag, Derek Walcott, aber auch Nelly Sachs, Christa Wolf, Frisch, Hesse, Handke) ist von der Holtzbrinck- Gruppe „übernommen“ worden, wie man so sagt. Roger W. Straus, der Präsident bleiben wird, und Vertreter von Holtzbrinck sind sich darin einig geworden, Farrar, Straus & Giroux innerhalb der Stuttgarter Verlagsgruppe weiterzuführen.

Gatt sei dank zeichnet sich nun endlich eine Art Friedensvertrag zwischen Hollywood-Majors wie Disney und old Europe ab. Man hält schon die Füller bereit, um ein Abkommen zu unterzeichnen, in dem Initiativen für Distributions-Netzwerke oder gemeinsam betriebene Synchronisationsanlagen und verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten für Drehbuchschreiber und Techniker verabredet werden. Das Ergebnis soll während der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments im Laufe der zweiten Novemberhälfte bekanntgegeben werden. Sie erinnern sich: Der Streit um die massive Kinopräsenz der amerikanischen Blockbuster hatte vor einem Jahr fast die Gatt-Wirtschaftsvereinbarungen platzen lassen. Präsident Clinton hatte den Hollywood-Moguln zugesagt, er werde kein Abkommen mit protektionistischen Maßnahmen der EG unterzeichnen. Das wiederum hatte speziell die Franzosen mit ihrer ausgeklügelten nationalen Kinoförderung recht herzlich verärgert, woraufhin man verabredete, den audiovisuellen Sektor eben aus den Gatt-Verhandlungen auszunehmen. Beteiligt an den darauf folgenden Verhandlungen waren der „European Producers Club“, die „Motion Picture Association of America“ mit dem gefürchteten Jack Valenti in einer der Hauptrollen (Valenti hatte hier et-

was gallige Reaktionen ausgelöst, als er den Franzosen auf die Schulter geklopft und gesagt hatte: „Boys, ihr könnt den guten Käse, wir machen die guten Filme.“ Die Punkte, auf die das Abkommen nun abzielt, sind genau die traditionellen Problemfelder gewsen: Die Amerikaner haben immer behauptet, synchronisierte Versionen lehne ihr Publikum ab – tatsächlich behauptet jeder x-beliebige Ami, den man darauf anspricht, er könne von den Lippen ablesen, und eben dann auch sehen, wenn jemand nicht das sagt, was man hört. (Deshalb war ja auch Bushs „Read my lips“ so ein gefährliches Unterfangen.) Das zweite Problem, die Sache mit der für Europäer schwierigen Distribution in Amerika, soll jetzt eben durch gemeinsame statt getrennte Netzwerke stattfinden (Miramax-Unternehmungen in Paris sind ein Beispiel dafür). Kaum zu glauben, daß Disney und Co. zu all diesen Konzessionen bereit sind, nur um Protektionismus zu verhindern. Es hilft also doch was, wenn man bockt.

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