: Workaholics sind asozial
■ Der Chef der Bundesanstalt für Arbeit will mehr „Teilzeitmänner“
Berlin (AP/taz) – Die Arbeitslosenzahl könnte nach Ansicht des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit (BA), Bernhard Jagoda, in den nächsten Jahren auf deutlich unter drei Millionen gedrückt werden – wenn nur alle mitmachen. Dem Kölner Express sagte Jagoda: „Zum einen benötigen wir ein kräftiges Wirtschaftswachstum, also Investitionen der Unternehmer. Zum andern müssen die Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit ausgebaut und vor allem auch von Männern genutzt werden.“
Etwa jeder vierte der 29 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland könnte geteilt werden, meinte Jagoda. „Der öffentliche Dienst muß hier den Vorreiter spielen“, forderte er. Auch die Pflegeversicherung könnte bis zu 300.000 neue Arbeitsplätze bringen. Für Ostdeutschland erwartet Jagoda schon bald eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt: „Ich bin zuversichtlich, daß wir 1995 in den neuen Bundesländern die Arbeitslosenzahl von einer Million zumindest zeitweise unterschreiten werden“.
Eine Studie des Wirtschaftsinstituts IWH in Halle hatte dagegen prognostiziert, daß im Jahr 2010 in Ostdeutschland ein Viertel bis ein Drittel der erwerbsfähigen Personen keine reguläre Stelle haben werden. Zur Unterbeschäftigung im Osten trage die Tatsache bei, daß aufgrund der niedrigen Einkommen und Vermögen hier fast 15 Prozent mehr Menschen arbeiten wollen und müssen als im Westen. Die gesamtdeutsche Beschäftigung wird sich nach Ansicht der IWH-Experten in den kommenden Jahren kaum erhöhen, der Arbeitsplatzabbau gehe weiter.
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