: Verkehrskollaps wegen 24 Stufen
■ Brandenburger Tor soll für Bundestag geöffnet werden
Statt hauptstädtische Gelassenheit bei der konstituierenden Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstag am kommenden Donnerstag zu demonstrieren, schalten die Berliner Verkehrspolitiker und die Polizei auf vorauseilenden Gehorsam. Damit das Gedränge auf den Straßen rund um das Reichstagsgebäude nicht chaotische Formen annimmt, sollen die Pkw möglicherweise durch das für den privaten Autoverkehr gesperrte Brandenburger Tor brettern. Die für Busse und Taxen, Radfahrer und Fußgänger passierbare Durchfahrt könnte im Falle eines langen Staus etwa auf der Straße Unter den Linden oder der Clara-Zetkin-Straße für Autos geöffnet werden, erklärte Karlheinz Lewin, Leiter des Referats Straßenverkehr in der Direktion 3.
Gegen die bestehende ostwestliche Verkehrsführung für den besagten Donnerstag auf der Clara- Zetkin-Straße, der Scheidemannstraße und der Ebertstraße hat sich die Verwaltung des Reichstags ausgesprochen. Den Bundestagsabgeordneten sollen die Vorfahrt und der Zugang am südlichen Eingang freigehalten werden. Weder sei es den über 650 Parlamentariern, Gästen und Medienvertretern zuzumuten, zwischen den Berliner Autokolonnen auszusteigen und über die Straße zu hetzen, noch könne man erwarten, daß die Abgeordneten die 24 Stufen hinauf durch das Hauptportal in den Plenarsaal schreiten, so ein Sprecher der Verwaltung.
Trotz der Möglichkeiten, die Parlamentarier auf längere Wege zu schicken oder östlich und nördlich des Reichstagsgebäudes vorzufahren und zu parken, prüft nun die Verkehrsverwaltung eifrig Ost- West-Durchfahrten während der Bundestagssitzung: Würde etwa nur die Scheidemannstraße gesperrt, könnte der Verkehr über die Clara-Zetkin-Straße und die Ebertstraße auf den Platz vor dem Brandenburger Tor umgeleitet werden. Bei einer Sperrung der Straßen südlich des Reichstags wäre die mögliche Öffnung des Tores angesagt. Bei einer Sperrung des Tores und der Südfahrt regierte das Chaos. Die Bauverwaltung, die sich für die Umfahrung des Brandenburger Tores aussprach, beharrt – im Unterschied zur Verkehrsverwaltung – auf der Sperrung für private Fahrzeuge.
Bei der Bundesversammlung im Juli und der Tagung des Ältestenrates war es im Umkreis des Reichstages zu chaotischen Staus gekommen. Weil ohne Konzept weiträumig abgesperrt worden war, brach der Verkehr zeitweise auch in Mitte und in Tiergarten zusammen. Man hätte in der Zwischenzeit doch prüfen können, ob es nicht möglich sei, andere Eingänge zu nutzen, sagte ein Reichstagsangestellter zur taz. Daß wegen 24 Stufen Berlin im Verkehrskollaps versinkt, will er nicht verstehen. Rolf Lautenschläger
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