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Lesen wird zur Zumutung

■ betr.: „Zappa allein zu Haus“, taz vom 4. 11. 94

Ganz bewußt will ich hier eine kritische Äußerung zu einer CD- Kritik loswerden, bevor ich die CD überhaupt gehört habe. Das macht auch nichts, denn es geht nicht um Inhaltliches, sondern um Stil. Dabei ist die nicht immer eingehaltene Voraussetzung für Musikkritiken bei D. Diederichsen sogar vorhanden, denn er hat die CD offensichtlich gründlich gehört und verfügt über eine Menge Hintergrundwissen zu Frank Zappas Musik. Aber er drückt sich dermaßen geschwollen und verklemmt aus, daß mir die Wut kommt.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Philosophie ist eines meiner Hobbys, von daher ist mir komplizierte Sprache wohl vertraut. Ich habe auch (fast) alles verstanden in Diederichsens Text. Dennoch: Hier geht es wohl nach dem gerade in der Musikkritik zum Exzeß geführten Schema, sich möglichst verworren in Worte zu kleiden, um den Anschein von Kompetenz zu erwecken und weniger angreifbar zu sein. Lesen wird zur Zumutung, und das ist besonders schade, wo doch hier inhaltlich so einiges Lesenswertes drinsteckt. Das ist ja in Ordnung, Herr Diederichsen, wenn Ihnen vieles an der Platte nicht gefällt. An den Stellen, wo Sie Gefallen zu vermelden haben, merkt man regelrecht, wie peinlich Ihnen das ist. Nun denn. Morgen kauf ich mir die CD und werde hören. So leblos und öde wie Diederichsens Schreibstil kann sie gar nicht sein, selbst wenn es die schlechteste Zappa-Scheibe aller Zeiten sein sollte. Ich vermute, Frank würde sich beim Lesen schlapplachen. Wilfried Deiß, Siegen

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