: Herzschrittmacher weg, Bilanz bereinigt
■ 17 Prozent weniger Ertrag bei Siemens
München (dpa) – Jetzt lernt auch Siemens das verflixte siebte Jahr kennen. Erstmals seit 1986/87 verzeichnete der Konzern im letzten Geschäftsjahr in seinem Stammgeschäft einen Ertragseinbruch von 17 Prozent. Dennoch konnte Europas größter Elektrokonzern wieder einen um ein Prozent gewachsenen Jahresüberschuß von 1,99 Milliarden Mark ausweisen. Man trennte sich kurzerhand vom Herzschrittmachergeschäft, nahm dafür 344 Millionen Mark ein und konnte so wieder einen Zuwachs bilanzieren.
Der Umsatz von Siemens stieg im Geschäftsjahr 1993/94, das Ende September zu Ende ging, um vier Prozent auf 84,6 Milliarden Mark. Auch der Auftragseingang erhöhte sich um fünf Prozent auf 88,4 Milliarden Mark. Bereinigt um Veränderungen im Beteiligungsbereich wurden 21.000 Arbeitsplätze gestrichen, so daß weltweit nur noch 382.000 Menschen in der „Bank mit angeschlossener Elektroabteilung“ arbeiten. Abgebaut wurden die Jobs vorwiegend in Deutschland, während in einigen anderen Ländern sogar massiv neu eingestellt wurde. Der Hauptversammlung am 23. Februar sollen wie im letzten Jahr 13 Mark Dividende vorgeschlagen werden.
Hohe Zuwachsraten im internationalen Geschäft hätten den abgeschwächten Verlauf in Deutschland mehr als ausgeglichen, teilt Siemens mit. Der Auftragseingang sank im Inland weiter um sieben Prozent auf 35,2 Milliarden Mark, während die Auslandsbestellungen um 15 Prozent auf 53,2 Milliarden Mark zunahmen. Der Inlandsumsatz war um vier Prozent auf 35,8 Milliarden Mark rückläufig, während die Auslandsumsätze um zehn Prozent auf 48,8 Milliarden Mark stiegen. Der Konzern verringerte seine Investitionen um 14 Prozent auf 5,7 Milliarden Mark.
Die Siemens-Bereiche entwickelten sich sehr unterschiedlich. Das Tochterunternehmen Osram legte um 82 Prozent und die Halbleiterproduktion um 43 Prozent zu. Auch die Verkehrs- und Automobiltechnik wuchsen kräftig. Der größte Siemens-Bereich Öffentliche Kommunikationsnetze büßte hingegen fünf Prozent des Umsatzes ein, und Nixdorf Informationssysteme verkaufte zwei Prozent weniger als im Vorjahr.
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