: Filmreife Aufregung
■ Senatssprecher wird neuer Medienbeauftragter - eine kalte Rache von Diepgen an Wirtschaftssenator Meisner?
Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) war kaum aus Vietnam zurückgekehrt, da ereilte ihn gestern die Nachricht, Senatssprecher Michael-Andreas Butz solle neuer Medienbeauftragter des Landes werden. Ausgerechnet sein Intimfeind Eberhard Diepgen (CDU) hatte in einem Brief an Fernsehproduzenten die neue Anlaufstelle für die Filmwirtschaft angekündigt. Hinter den Kulissen wurde ein kalter Racheakt des Regierenden Bürgermeisters vermutet. Seit Meisner mit einem eigenmächtigen Vorstoß für einen neuen Großflughafen in Brandenburg plädierte, ist das Verhältnis zwischen beiden getrübt.
Der Sprecher der Wirtschaftsverwaltung, Holger Hübner, bemühte sich gestern erfolglos, eine schriftliche Erklärung über die Kompetenzen des Diepgen-Vertrauten zu erhalten. Möglicherweise muß nämlich die Geschäftsordnung des Senats geändert werden. Denn bislang gilt: Für die Ansiedlung von neuen Medienunternehmen ist Meisners Ressort allein verantwortlich.
Wegen der „völligen Unklarheit“ wird das Thema daher auf der heutigen Senatssitzung zur Sprache gebracht, kündigte Hübner gestern an. Immerhin muß der Senat jeder neuen Aufgabenverteilung seine Zustimmung erteilen.
Senatssprecher Butz konnte die Aufregung gestern nicht nachvollziehen. Es bleibe ja alles beim alten, versicherte er gegenüber der taz. „Die Betreuung der Medienunternehmen ist weiterhin Sache der Wirtschaftsverwaltung.“ Er selber wolle dafür sorgen, daß die Medien schneller zu Drehgenehmigungen kommen. Die Stelle eines Medienbeauftragten in der Senatskanzlei entspreche dem Wunsch vieler Fernseh- und Filmproduzenten. Allerdings machte Butz auch deutlich, daß er sich „selbstverständlich“ in seiner neuen Rolle auch bemühen wolle, „das eine oder andere Objekt“ aus der Branche nach Berlin zu holen.
Unterstützung findet Diepgens Idee bei der Kulturverwaltung. „Wir würden eine Bündelung der Kräfte begrüßen“, meinte deren Sprecher Rainer Klemke. In anderen Bundesländern, etwa in Nordrhein-Westfalen, sei es üblich, daß die Filmwirtschaft direkt von der Staatskanzlei betreut werde. In Berlin herrsche hingegen Kompetenzwirrwarr. Neben der für Ansiedlungsfragen zuständigen Senatsverwaltung für Wirtschaft tritt sowohl die Kulturverwaltung als auch die im August dieses Jahres neugründete Filmboard Berlin- Brandenburg GmbH als Vermittler auf – unter anderem für solche Kleinigkeiten wie Drehgenehmigungen. Severin Weiland
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