■ Kaum zu glauben: Autos bleiben Spritfresser
Seit Jahren stricken die Automobilhersteller an der Legende von den sparsamen Fahrzeugen. So veröffentlicht der in Frankfurt ansässige Verband der Automobilindustrie (VDA) jedes Jahr neue Zahlen über den sogenannten Flottenverbrauch. Gemeint ist damit der durchschnittliche Verbrauch aller PKW aus der deutschen Produktion eines Jahres: Schluckten die im Jahre 1978 neu produzierten Autos noch durchschnittlich 9,8 Liter Benzin pro 100 Kilometer, waren es 1990 nur 7,9 Liter. 1993 sank der Verbrauch sogar auf 7,6 Liter.
Doch der bei neueren PKW fahrzeugtechnisch geringere Kraftstoffverbrauch hat nicht zu einem entsprechenden Rückgang des tatsächlichen Kraftstoffverbrauchs geführt. Ein Vergleich zwischen den errechneten Flottenverbräuchen und dem tatsächlichen Benzinverbrauch aller in Deutschland fahrenden Autos zeigt, daß die Diskrepanz der beiden Werte sogar immer höher wird. So lag der tatsächliche Benzinverbrauch aller im Jahr 1978 auf Deutschlands Straßen zugelassenen Autos bei 10,9 Liter pro 100 Kilometer, und damit etwa 1,1 Liter über dem Flottenverbrauch. Im Jahre 1993 verfuhren deutsche Autos im Schnitt 9,8 Liter/100 km. Das sind schon 2,2 Liter mehr, als der Durchschnitt der neuen Modelle dieses Jahres.
Dieser Widerspruch kann zum Teil damit erklärt werden, daß der Anteil von PKW mit Hubraumklassen größer als 1500 Kubikzentimeter immer höher wird. Eine weitere Ursache liegt in der Meßmethode der Hersteller. Gemessen wird, wieviel Benzin ein Wagen schluckt, wenn er kontinuierlich Tempo 30, 90 und 120 fährt. Doch wer fährt schon konstant eine bestimmte Geschwindigkeit? Außerdem prüfen die Produzenten ihre Karossen bei plus 20 Grad Celsius. Bei niedrigeren Temperaturen schlucken die Autos aber erheblich mehr. cj
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