: Störmanöver gegen Sportplatz?
■ Eine Bürgerinitiative will die Interimslösung für die Sportanlage am Engelbecken nicht akzeptieren
Die Auseinandersetzungen um das Sportgelände am Engelbecken im Bezirk Mitte kommen nicht zur Ruhe. Gegen die jüngste Entscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin, das den Bau der dortigen Sportanlage bestätigte, wollen Vertreter der Bürgergruppe Moritzplatz erneut Beschwerde einlegen. Es sei nicht rechtens, sagte Jürgen Gesche von der Bürgerinitiative zur taz, daß ein Sportplatz „ohne die gängigen Genehmigungsverfahren“ realisiert werden dürfe. Weder seien Bürgerbeteiligungen durchgeführt oder Lärmschutzmaßnahmen geprüft noch ein ordentliches Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden.
Die „Rechtsverletzungen“ würden damit begründet, daß es sich bei dem Areal um ein Provisorium für eine Schulsportanlage handle. Gesche: „Schulsportanlagen müssen kein Planfeststellverfahren durchlaufen. Aber die Erstellung des Provisoriums unterliegt der bestehenden Gesetzeslage.“ Denn, so Gesche weiter, bei der Sportanlage handle es sich nicht um einen Schulsportplatz, sondern um einen öffentlichen Bolzplatz. Diesen Punkt habe das Verwaltungsgericht Berlin sogar bestätigt.
Den nicht ganz von der Hand zu weisenden Vorwurf von Dankward Brinksmeier, Schulstadtrat in Mitte, die Bürgertruppe wolle mit ihren juristischen Störmanövern einen notwendigen Sportplatz im Bezirk verhindern, um ihre Ruhe zu haben, will Jürgen Gesche nicht gelten lassen. Es gehe vielmehr darum, am Engelbecken das geplante Bauvorhaben von 700 Wohnungen in Angriff zu nehmen. Das Sportplatz-Provisorium sei ein Indiz dafür, daß der Wohnungsbau dort auf den Sankt-Nimmerleins- Tag verschoben werden soll. Es wäre besser gewesen, die 2,5 Millionen Mark für das Engelbecken in die vorgesehene Sportfläche an der Stallschreiber Straße zu investieren.
Das Mißtrauen der Bürgerbewegten gegen die Planungen des Bezirks sowie das Land Berlin rührt daher, daß die Politiker bezüglich des Geländes am Engelbecken gleich mehrfach ihr Wort gebrochen hatten. So war den Wagenburglern vor Ort vom Bezirksamt Mitte zugesagt worden, den ehemaligen Grenzstreifen erst dann verlassen zu müssen, wenn mit dem geplanten Wohnungsbau begonnen werde. Im Oktober 1993 aber bestellte Bezirksbürgermeister Gerhard Keil die Polizei, um das Areal räumen zu lassen. Ein Zaun wurde um das Areal gezogen, die Sportfläche abgesteckt. Schon damals wurde die Sorge laut, daß der Rasenplatz eine „dauerhafte Lösung“ werden könnte.
Die eingezäunte und abgeschlossene Sportfläche bleibt nach Aussage von Dorothee Dubrau, Baustadträtin in Mitte, „eine Interimslösung für die umliegenden Schulen“. Dubrau wies die „Dauerlösungs“-Vorwürfe der Bürgerinitiatve zurück. Der Bezirk verfolge „hartnäckig“ das Ziel, dort in zwei Jahren mit dem Wohnungsbau beginnen und den Sportplatz in die Stallschreiber Straße verlegen zu können. Rolf Lautenschläger
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