: Künstlerkalender, frisch gepreßt
Zu den schöneren Jahresendbräuchen zählt ein Traditionsdruckwerk, das die Kunstschaffenden der Region herstellen und vertreiben: der Bremer Künstlerkalender. Zwölf neue Drucke sind hier großformatig versammelt, sämtlich Originalabzüge. Das olle Medium Kalender, durch die Inflation der Tankstellen- und Floristenkalender vermeintlich ziemlich abgenudelt, dient hier einmal mehr als weite Spielwiese für die heimischen Druckkünstler – und was die alles mit dem Thema „Druck“ anstellen, wie sie das Blatt wenden und wenden, ist immer wieder staunenswert. Das Monatsblatt wird hier mal als feine Haut interpretiert, durchscheinend und mit zarten Rubbelbuchstaben bedruckt; mal trägt der Kalender elefantendick auf, in grauer Pappe, die sich dann auch noch auseinanderfalten läßt: „Klapp-Brücke“ heißt die Konstruktion, sinnigerweise von Constantin Jaxy entworfen, dem Architektoniker unter den heimischen Grafikexperten. So entfalten sich Monat für Monat immer neue Verwandlungen des Kalenderthemas. Gestempelt sind die Drucke, gerubbelt, gesiebt und holzgeschnitzt; sie spielen mit der Fläche (Schachspiele und Graffitis) und brechen sie dann auch mal auf (absplitternder Fassadenputz, Risse in der Farbe). Am Ende, wenn's dann wieder weihnachtet und silvestert, rundet eine hübsche Spielkarte das Blatt ab: ein bescheidenes Täfelchen (Udo Reichwald), rot leuchtend, die Herzdame lädt zum Fest der Liebe. tom
Zu beziehen beim Pictor Verlag, Neustadtswall 61a, 28199 Bremen, Tel.: 04 21/ 59 79 348
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