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Jurassic Punk

■ Live in der Grünenstraße: zweimal Hardcore

Zwei Hardcore-Bands, die zwar ihre Musik ernst nehmen, aber deshalb noch lange nicht mit dem im Hardcore grassierenden griesgrämigen „Spaß verboten“-Gesicht herumlaufen, gastieren heute abend in der Grünenstraße 18. „Sticks & Stones“ kommen aus Philadelphia, kämpften sich durch diverse Singles und Sampler-Beiträge und brachten es schließlich zur ersten eigenen LP. Connoisseure wie Musikerkollegen schätzen sie aufgrund ihrer Unverblümtheit, mit dem sie ihrem punkigen Sound Pop- und Wave-Einflüsse einverleiben. Bei Konzertbesucherlnnen der orthodoxen Hardcore-Schule trifft das nicht selten auf Ablehnung; ihnen sind „Sticks & Stones“ zu lustig und vielleicht zu vielseitig.

Die „Adelheid Streidel Experience“ kommt weder aus Philadelphia, noch hat sie eine LP gemacht, aber Spaß ist den Bremern ebenfalls kein Fremdwort. Durch naßforsche Publicity-Gags und umstrittene Auftritte in Kampfanzügen rückte die hiesige Boulevard-Presse sie einst in die Nähe terroristischer Organisationen, worauf sie heute noch stolz sind. Als reine Musikgruppe versteht sich die Band, deren erste Single wegging wie kaltes Bier, sowieso nicht.

Auf der Bühne predigt man den Hardcore-Gospel von Anarchosyndikalismus, Veganismus und Antisexismus. Ihre Mission führte sie nicht nur in alte und neue Bundesländer, sondern auch in die Schweiz, nach Österreich und in die Slowakei. Und mit kämpferischen Titeln wie „Turn Resistance into Action“ verleihen sie demnächst dem geheimnisumwitterten

Bremer Crackcore-Cyberdelic-Film „Jurassic Punk“, der im nächsten Jahr erwartet wird (???, die Red.), den rechten musikalischen Kick. Da ihre Konzerte oft auf extreme Publikumsreaktionen stoßen, drohten sie für den heutigen Abend bereits im Vorfeld an, daß sie ihr Set gnadenlos bis zum letzten Song durchziehen wollen. Auch wenn es dabei zu Handgreiflichkeiten kommt. A.N.

Heute, 20 Uhr, Grünenstr. 18

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