: Nice Scheiß für den Gabentisch
Der Tiger röhrt wieder – schon „If I Only Knew“, der Opener seiner neuen CD, beginnt mit einem Weckruf, der Nachbarn und Bassbins in helle Aufregung versetzt. Produzent Trevor Horn ließ Tom Jones gegen seinen typischen „Wall of Sound“ ansingen, eine Herausforderung, die der 54jährige mit unverändert machtvoller Stimme mühelos meistert, ohne an Modulation zu verlieren. Für die Selbstbezichtigungsarie „I wanna get back to you“ begibt sich Jones kurz auf angestammtes Terrain. Mit Balladen dieser Art hat er schon vor Jahren ein wenig Wärme in die Tristesse englischer Haushalte gebracht und seinem vorrangig weiblichen Publikum durchs nicht immer leichte Leben geholfen. Jones nimmt man ab, wenn er Gefühl zeigt – bei ihm ist purer Soul, was seinem langjährigen Konkurrenten Engelbert zur Schnulze gerät. Im weiteren wagt er sich an hochmodernes Material – The Wolfgang Press, Vince Clarke, Teddy Riley/ Andre Cymone, Youth, Marshall Jefferson zählen zu den Sound- und Songlieferanten dieses Albums, dessen Spektrum krachenden Gitarrenlärm („A Girl Like You“), gemäßigten Swingbeat („I Don't Think So“) und gewiefte Acid-House-Anleihen („Love Is On Your Side“) umfaßt. Für die Coverfotos schlüpfte Jones noch mal in die grellen Klamotten aus den Siebzigern – keine Frage: Sie passen noch. H. K.
Tom Jones: The lead and how to swing it (Interscope/Warner Music)
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