■ Basketball: Pesic' Normalniveau ist große Klasse
Berlin (taz) – Im fernen Madrid hat Estudiantes Anfang der Woche den Trainer entlassen. Das nun paßt dem in bester Ruhe amtierenden Übungsleiter von Alba Berlin gar nicht: Nächsten Mittwoch wird man sich dort im Korac-Cup einfinden und: „Kommt ein neuer Trainer“, mutmaßt Svetislav Pesic, „bedeutet das neue Motivation.“ Auch noch, wo schon Francesco Marcelletti, der nun wieder Birex Verona coacht, warnt: „Estudiantes ist sehr stark.“ Dennoch hat Verona gewonnen, doch das war daheim, und „weil auch wir sehr stark gespielt haben“. Kurzum: In der Korac-Cup-Gruppe B, bestätigen sich die Trainer reihum, strotzt man vor Stärke. „Das ist“, sagt Marcelletti, „die beste Gruppe.“ Doch kommen auch in der letztlich nur zwei Teams ins Viertelfinale weiter. Ob der Tabellenführer der Bundesliga zu jenen gehören wird? Sagen läßt sich, daß die Chancen nach dem mittwöchlichen 76:66 (40:27) gestiegen sind. Verona, seinerseits etwas überraschend Tabellenführer Italiens, wurde jedenfalls nicht nur „irgendwo, irgendwie“ geschlagen, wie Pesic bescheiden mutmaßte, sondern, weil man das deutlich bessere Team stellte. Und den besseren Ansatz hatte. „Ich wußte“, sagte Marcelletti, „wer der Trainer dieser Mannschaft ist.“ Genutzt hat es nichts, weil in dem Strategenwettbewerb der gewiefte Pesic auch das cleverere Personal zur Verfügung hatte.
Verona, nach Abstieg 1992 und Wiederaufstieg im vergangenen Jahr, neuerdings „ein Beispiel, wie man ohne Minus zu machen wirtschaften kann“ (Marcelletti), hat statt Namen ein junges Kollektiv und muß den Erfolg folglich ausschließlich über unspektakuläre Zusammenführung aller Kräfte suchen, mithin in der Defensive. Was man eifrig und aggressiv probierte. Nur hat man dabei Fouls angesammelt wie andere Schulden, 37 wurden es bis Ende, und da waren auch die Leistungsträger Dalla Vecchia (25.), Center Galanda (25.), Perbellini (29.) und Spagnoli (35.) Richtung Bank entschwunden, ganz zum Schluß ging auch noch Spielmacher Bonora (39.)
Nun sagt Pesic schlau: „So ist das, wenn du gegen Alibegovic so hart spielen willst – dann kriegst du Fouls.“ Was den Slowenen aber noch nicht einmal am Punkten (29) störte. Also: Albas Klasse macht die Koexistenz von individuellem Können und glänzender Organisation. Und den Unterschied, sagt Marcelletti, der es wissen muß, „macht die defense“. Und die heißt bei Alba nicht allein Henrik Rödl, sondern umfaßt, stellt Pesic voller Freude fest, „auch alle anderen“. Nicht Sascha Obradovic allerdings, den Allerbesten. Der will auch, doch plagt ihn ein entzündetes Knie. Hat keinen Sinn, hat ihm der Trainer bedeutet, „du mußt hundertprozentig fit sein“. Und damit dem Rest, auch dem prima einspringenden Ingo Freyer, ein Zeichen gegeben, „daß wir es denen auch zutrauen“ (Pesic).
Alba sucht Europa und braucht dafür ausreichend Personal. „Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Pesic zum Gegenüber Marcelletti, „ich meine, wir sind wieder im Spiel.“ Nun kommt die europäische Reise, muß man vor Weihnachten nach Madrid und Pau. Was den Trainer dieser Tage so gutgelaunt stimmt: Um mithalten zu können, braucht man nicht einmal mehr das Außergewöhnliche. „Wenn alles normal läuft“, glaubt Svetislav Pesic in aller Bescheidenheit, „können wir gegen alle gewinnen.“Peter Unfried
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