: Lob der Bremer Offenheit
■ Die ECA, ein junger Kammermusik-Verein, zieht in die Stadt
„Alle Welt spricht von Schleswig-Holstein“, sagt Kurt Rossa, das neuerliche Getöse um Festival-Leiter Franz wohl noch in den Ohren. „Warum nicht ein solches Musikfestival in Bremen?“ Über die Utopie Rossas, Vorsitzender der „European Chamber Music Association“ (ECA), schmunzelte selbst der ansonsten nicht eben kleinlaute Wirtschaftssenator Claus Jäger, als Rossa und die ECA sich jetzt erstmals öffentlich in Bremen vorstellten. Die ECA nämlich verlegt ihren Sitz nach Bremen, und damit auch einen Teil ihrer Workshops und Konzerte. Das bedeutet erstmal nur ein Büro in Fin-dorff und gelegentliche Proben in Walle. Aber der kleine, energische Privatverein ließ bei seinem ersten Auftritt keine Zweifel am hohen Anspruch seines Unternehmens.
Die ECA betreibt seit 1992 eine besondere Art der Spitzenförderung für junge Instrumentalisten. Diese bekommen die Chance, gemeinsam mit Profis an den Werken der „kammermusikalischen Weltlitertaur“ zu arbeiten; Konzerte bilden den Abschluß der Workshops. Seit ein paar Tagen probt der Klarinettist Eduard Brunner mit einer jungen Flötistin und einer Pianistin im Ernst-Waldau-Theater. Heute abend stellt sich die ECA damit erstmals den Bremern vor, mit Kammermusik von Brahms, Beethoven und Johann Strauß.
Rossa jedenfalls, als ehemaliger Chef der Staatskanzlei den Bremern noch treu verbunden, ist überzeugt vom neuen Standort. In Bremen sei man eben „aufgeschlossen für Neuerungen“ – anders als in Städten wie z.B. Köln mit seinem überbordenden Konzertangebot, bisheriger Sitz der ECA. Zumal die Deutsche Kammerphilharmonie bereits den Bremer Boden bereitet hat. . Die Organisation versteht sich auch „nicht als Konkurrenzunternehmen“. Ein festes Ensemble gibt es nicht; finanziert werden müssen die einzelnen Projekte, nicht die Institution. Dafür bekommt dieECA Geld vom Bundesinnenministerium, demnächst hofft man auf EG-Geld. Und der Bremer Wirtschaftssenator will auch noch 50.000 Mark im nächsten Jahr als Petersilie drüberstreuseln, und darf sich dafür ein bißchen rühmen, denUmzug angeschoben zu haben. tom
Konzert mit Brunner und dem Artemis Quartett am Samstag, 3.12., 20 Uhr, Obere Rathaushalle
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