: 150 Millionen für Messe Bremen
■ Drei neue Hallen auf der Bürgerweide / Bremen soll „Messeperle des Nordens“ werden
So schön kann man den Einsatz einer Abrißbirne umschreiben: „Eingriff in die Altbausubstanz der Hallen 4,5 und 6 (Eislaufhalle)“ empfhielt eine interne Expertise des Hamburger Instituts für Industrielle Markt- und Werbeforschung (IMW) für den kommenden Messestandort Bremen. Nach dem Abriß sollen drei neue Stadthallen mit einer Austellungsfläche von 20.000 Quadratmetern parallel zur Hollerallee bis unmittelbar an die Findorffstraße gebaut werden. Der Klangbogen wird dabei vom Kongreßzentrum aus bis zur Findorffstraße weitergeführt. Die neuen Hallen werden auf Tiefgaragen mit 500 Stellplätzen gebaut.
Die IMW-Expertise ist eine Auftragsarbeit der Messe Bremen und soll noch zwei Tage vor Weihnachten den Wirtschaftsförderungsausschüssen vorgelegt werden. „Erst danach soll ein Planungsauftrag an die Architekten vergeben werden“, versichert der Geschäftsführer der Hanseatischen Veransaltungsgesellschaft (HVG), Michael Göbel. Die Kosten für die neue Messe beziffert das IMW mit rund 133 Millionen Mark, Messe-Geschäftsführer Georg Sewig hat dem Vernehmen nach intern schon von 150 Mio Mark gesprochen.
Damit die Wirtschaftsförderungsausschüsse anbeißen, hat die IMW jede Menge attraktive Zahlen in ihrer Expertise aufgeführt. Zwischen 1.300 und 1.600 Arbeitsplätze sollen durch die neue Messe und ihre Auslastung entstehen, der Kaufkraftzuwachs wird mit 200 Millionen Mark beziffert. Mit einer Imagekampagne soll Bremen als „Messeperle im Norden“ aufgebaut werden. Geben die Wirtschaftsförderungsausschüsse grünes Licht, könnte binnen sechs bis acht Monaten die Planungen abgeschlossen sein. Die Bauzeit könnte nach Ansicht Göbels unter einem Jahr liegen.
Im „Mutterland der Messe“, sagt die IMW, ist das Messegeschäft zwar rückläufig, aber die Kongreß- und Tagungswirtschaft“ brummt. Von 1991 auf 1992 hätten die Messen bundesweit einen Besucherrückgang von 5,6 Prozent hinnehmen müssen, während bei den Kombinationsveranstaltungen um 11 Prozent in der Besuchergunst zulegen konnten. „Klein, aber fein“ soll der Bremer Standort werden und damit Kongresse binden, die mit der regionalen Wirtschaft und Forschung in Verbindung stehen: Nahrungs- und Genußmittel, Meerestechnologie, Raumfahrt, Mikrosystemtechnik.
Laut IMW-Expertise werden sich auf diesem Markt nur solche Anbieter durchsetzen können, „deren Veranstaltungsräumlichkeiten dem neuesten Stand entsprechen“. Der Standort Bremen habe zwar ein starkes Kongreß-Zentrum, aber „die Stadthalle und insbesondere die angrenzenden Messehallen (sind) ein Schwachpunkt“.
Hinfällig ist mit dem Konzept die magische 100.000 Quadratmeter-Garantie für die Freifläche auf der Bürgerweide. Mit dieser Fläche steht Bürgermeister Klaus Wedemeier (SPD) bei den Schaustellern des Freimarktes im Wort. Auf einer Skizze läßt das IMW nur noch knapp 98.000 Quadratmeter übrig.
mad
Am Donnerstag, 8.12., stellt Messechef Sewig sein Konzept in einer Sitzung des Beirats Findorff erstmals öffentlich vor; 19.00 Uhr, Martin-Luther-Gemeinde, Gemeindesaal.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen