: Serben gehen in Westbosnien in die Offensive
■ Bosniens und Kroatiens Serben greifen UN-Schutzzone Bihać an / Milošević fordert Einstellung der Kämpfe / UN-Konvois erreichen Bestimmungsorte
Sarajevo/Berlin (dpa/taz) – Hat Slobodan Milošević seinen Einfluß auf die bosnischen Serben verloren? Zumindest bisher zeigte die Aufforderung des serbischen Präsidenten an seine Landsleute in der umkämpften Republik, den Friedensplan der internationalen Kontaktgruppe und eine sofortige Feuerpause zu akzeptieren, keine Auswirkungen. Im Gegenteil: Nach Meldungen von Radio Sarajevo haben die Verbände der bosnischen und kroatischen Serben bereits am Sonntag abend ihre Angriffe auf die nordwestbosnische UN-Schutzzone Bihać noch verstärkt. Demnach nahmen serbische Truppen erneut das Krankenhaus am westlichen Stadtrand der UN-Schutzzone unter Beschuß.
Auch Velika Kladuša, die Ortschaft im äußersten Westen der „Biahć-Tasche“, wurde nach Angaben der bosnischen Nachrichtenagentur Bihać Press Agency erneut schwer beschossen. Weiter hieß es, die serbischen Einheiten benutzten bei ihren Angriffen unter anderem entzündliche Geschosse. Das Hauptquartier der UN-Schutztruppen in Zagreb bestätigte gestern nachmittag den serbischen Angriff. UN-Sprecher Paul Risley konnte allerdings nicht sagen, ob die Serben tatsächlich die beschriebenen Projektile benutzten. Die Nachrichtenagentur Reuter meldete zudem schwere Kämpfe zwischen Verbänden der bosnischen Miliz „Kroatischer Verteidigungsrat“ und Einheiten der kroatischen Armee mit Truppen der bosnischen Serben in der Gegend von Bosansko Grahovo. In der kroatischen Presse war nur von HVO-Truppen die Rede.
Am Sonntag abend hatte Milošević in einem Gespräch mit den Außenministern Großbritanniens und Frankreichs, Douglas Hurd und Alain Juppé, in Belgrad gesagt, er sei überzeugt, daß die bosnischen Serben den neuen Plan annehmen würden. Die Außenminister der Kontaktgruppen-Staaten USA, Rußland, Großbritannien, Frankreich und Deutschland waren am Freitag in Brüssel übereingekommen, den bosnischen Serben die Bildung einer Konföderation mit Belgrad zu gestatten. Bei dem Treffen soll auch ein Waffenstillstand für Bosnien und ein Gipfeltreffen zwischen Milošević, seinem kroatischen Pendant Tudjman und dem bosnischen Präsidenten Izetbegović ausgehandelt worden sein. Zwei Versorgungskonvois der UN haben derweil nach tagelanger Blockade durch serbische Truppen ihre Bestimmungsorte erreicht. „Der Konvoi mit britischen Pionieren ist in der Moslem-Enklave Goražde eingetroffen, während die niederländische Treibstoffkolonne Srebrenica erreicht hat“, hieß es im UN- Hauptquartier in Zagreb. rr
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