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Selbsthilfegruppen lebenslänglich

■ betr.: „Das eigene Leben neu in den Griff kriegen“, taz vom 1.12.94

Mich ärgert der Titel, den Ihr für Euren Bericht über das Wohnprojekt Pankstraße der zik gewählt habt. Tenor: Wenn schon kein Abstinenzanspruch, dann sollen die BewohnerInnen der Pankstraße wenigstens ihr eigenes Leben und sogar „ihre Sucht so weit in den Griff bekommen, daß sie ein stabiles (sprich: normales) Leben führen können“.

Hier spricht die Unkenntnis der Autorin darüber, was Sucht ist. Entscheidendes pathologisches Symptom ist der Kontrollverlust, was Drogen und Alkohol betrifft, ebenso: das eigene Leben. Deshalb sind suchtkranke Menschen auf professionelle Hilfe angewiesen, weil sie ihr eigenes Leben nicht alleine „in den Griff“ bekommen können. Sie können lernen, wie sie ohne Kontroll-Willen auskommen. Sie können lernen, sich selbst zu helfen.

Selbsthilfegruppen sind angesagt, und zwar lebenslänglich. Günstige Voraussetzung dafür ist eine soziale Basis, die aufgrund der Suchtkrankheit verlorengegangen ist. Sucht endet mit Knast, Psychiatrie und Tod. Gegebenenfalls auf der Straße. Ich halte das Wohnprojekt Pankstraße für eine gute Sache. „Zuhause im Kiez“ organisiert hier einen menschenwürdigen Rahmen für HIV-infizierte und aidskranke Menschen, die sozial entwurzelt sind. Nicht mehr und nicht weniger. Stephan Antczack

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