piwik no script img

UNO und Serben wollen Status quo einfrieren

■ UN bestätigt Kämpfe in Westbosnien

Sarajevo/Berlin (Reuter/taz) Die bosnischen Serben wollen nach Angaben ihres „Präsidenten“ Radovan Karadžić einem Abkommen über eine viermonatige Waffenruhe zustimmen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuter sagte Karadžić gestern, möglicherweise würde er eine entsprechende Vereinbarung noch im Laufe des Abends unterzeichnen. Karadžić bedauerte ausdrücklich die zeitliche Begrenzung der Feuerpause, die der ehemalige US-Präsident Carter bei seiner „Sondierungsmission“ in der letzten Woche vorgeschlagen hatte. Das bosnisch- serbische „Parlament“ verhandelte in Pale bei Sarajevo über das „Carter-Abkommen“.

Die bosnische Regierung kündigte derweil an, sie werde nicht unterschrieben, solange die serbischen Truppen den Beschuß der UN-Schutzzone Bihać im Westen der exjugoslawischen Republik nicht eingestellt hätten. Ein Sprecher der UN-Schutztruppen in der umkämpften Republik bestätigte gestern Angaben des bosnischen Rundfunks über anhaltende Kämpfe um Bihać. Demnach sind auf der serbischen Seite sowohl Truppen aus Bosnien und der „Serbischen Republik Karjina“ in Kroatien, als auch Soldaten des muslimischen Seperatisten Fikret Abdić beteiligt. Am Mittwoch abend hatte Abdić dem UN-General Michael Rose noch mündlich zugesagt, seine Truppen würden sich an die Waffenruhe halten.

Nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur Hina schlug Rose nach seiner Abreise aus der umkämpften Schutzzone vor, die bestehenden Frontlinien „einzufrieren“. Am Nachmittag wollte der Blauhelm-General seine Reise zu den an den Kämpfen um Bihać beteiligten Parteien mit einem Besuch in Knin, der „Hauptstadt“ der „Serbischen Republik Krajina“ in Kroatien fortsetzen. Weder die Abdić-Truppen noch die kroatischen Serben hatten die Feuerpause zwischen Weihnachten und Silvester, die Carter in Sarajevo vermittelt hatte, unterzeichnet. rr

Kommentar Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen