Klaus Töpfer ist (fast) ein Berliner

■ Bundesbauminister schwenkt nach Besichtigungstour auf Umzugslinie des Senats ein / Zeitplan für Umzug wird eingehalten / DDR-Außenministerium soll im ersten Halbjahr 1995 abgerissen werden

Drei Tage zogen Berlins Stadtentwicklungssenator und der neue Bundesbauminister durch die Stadt (und die Bars). Und dann hatte Volker Hassemer Klaus Töpfer dort, wohin er ihn haben wollte: Ganz auf der offiziellen Berliner Umzugslinie bezüglich des Wechsels vom Rhein an die Spree sowie der Standorte zukünftiger Regierungsbauten präsentierte sich gestern Bundesbauminister Klaus Töpfer vor der Presse im Roten Rathaus. Der verabredete Zeitplan für den Umzug der Bundesregierung nach Berlin zwischen 1998 und dem Jahr 2000 habe in seinen Überlegungen zum Ausbau der Bundeshauptstadt „höchste Priorität“, so Töpfer. Alle Bauvorhaben müßten auf diesen Termin hin abgestimmt werden. Nur so sei die „volle Arbeitsfähigkeit von Regierung und Parlament“ im Jahr 2000 zu garantieren.

Im Frühjahr 1995 soll ein Gesamtkonzept vorgelegt werden, das die Unterbringung der Bundesbehörden endgültig regelt, sagte Töpfer. Er unterstütze dabei die Berliner Anregung von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer und Bausenator Wolfgang Nagel zur Unterbringung von Bundesministerien in bestehenden Gebäuden. Diese Liegenschaften müßten – „auch unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes“ – als Behörden wieder voll funktionsfähig gemacht werden. Der Bauminister teilte mit, sich auch für die baldige Vermietung leerstehender ehemaliger alliierter Wohnungen in Spandau, Zehlendorf und Karlshorst besonders einsetzen zu wollen.

Töpfer kündigte an, daß sich der Bundeskanzler in den kommenden drei Monaten entscheiden wolle, nach welchem Entwurf das neue Kanzleramt im Spreebogen gebaut werden soll. Bei dem Bauwettbewerb hatte die Jury zwei Architekturbüros mit jeweils einem ersten Preis ausgezeichnet. Ein weiterer Bauwettbewerb „für ökologische Bauten“ soll für die Wohnhäuser auf dem Moabiter Werder initiiert werden.

Ganz im Sinne Hassemers waren auch Töpfers Aussagen zu den Regierungsgebäuden der DDR. Noch in der ersten Hälfte des kommenden Jahres soll das frühere Außenministerium der Abrißbirne zum Opfer fallen. Unbeeindruckt zeigte sich der Bauminister von den Anstrengungen des Bausenators und Berliner Initiativen, das Staatsratsgebäude zu erhalten. Bis zum Februar 1995 soll die Planung für das neue Außenamt international ausgelobt werden. Der Wettbewerb „soll einen Gesamtentwurf“ für das Areal zwischen Staatsrat und Scharrenstraße auf der Grundlage der Niebuhr-Planung (Niebuhr war Gewinner des „Städtebaulichen Wettbewerbs Spreeinsel“) erbringen. Es sei klar, daß das neue Außenministerium in zwei Bauabschnitten realisiert werden würde. Das Staatsratsgebäude könne daher nur während der ersten Bauphase stehen bleiben.

Im Unterschied zum Staatsratsgebäude ist die Zukunft des Palastes der Republik weiterhin offen. Das Gebäude spiele im Terminplan des Regierungsumzugs keine Rolle, sagte Töpfer. Dennoch wäre es sinnvoll, für diese zentrale Stelle Berlins bald zu einem Nutzungkonzept – und damit zu einer Entscheidung über Abriß oder Erhalt zu gelangen. Der Palast belaste den Steuerzahler jährlich mit 2,5 Millionen Mark an Unterhaltskosten. 1995 müssen zusätzlich 500.000 Mark investiert werden, damit das seit 1991 leerstehende Haus nicht verfällt. Rolf Lautenschläger

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