Marmor, Glas und Eisen bricht ...

■ Chronologisch weggeguckt, alphabetisch durchsortiert und akkurat abgelegt: Dittmeyers Fernsehjahr 94

ARD – Kürzel für Arbeitsgemeinschaft zur Rechtfertigung des eigenes Daseins. Wehrte sich umgehend gegen die rüden Attacken des von Uschi Glas nachgerade angehimmelten bayerischen Ministerpräsidenten, der, laut scholl es dem Stoiber zum Edmund heraus, die Senderkooperative zu gern ...

BR – ... beerdigen möchte. Womöglich lassen sich Stoibers Ausfälle auf eine traumatische Erfahrung in früher Kindheit zurückführen – man glaubt gar nicht, was Menschen anzurichten vermögen, denen von den Eltern die Kinderstunde verboten wurde. Die kluge Uschi Glas (50) weiß das und läßt ihre Sprößlinge in hinreichendem Maße pädagogisch wertvolle Sendungen gucken.

Computerspiele – Von Mäusen und Menschen profitierten Nord3, Kabelkanal, Sat.1 und ZDF. Derweil lechzen die Fans nach dem allseits kompatiblen Diskettenthriller „Anna Maria und der Laster des Todes“.

Daily Soap – Das von RTL importierte Format war vor nicht allzu langer Zeit Gegenstand höhnischer Anwürfe seitens der öffentlich-rechtlichen Programmchefs, wird aber mittlerweile von denselben Leuten bald beflissener kopiert als die Late-night-Chose. Da Uschi Glas auf eine Mitwirkung verzichten mußte, steht der Erfolg des Ganzen noch sehr in Frage.

Einspruch – Abgelehnt. Ulrich Meyer geht in Revision und präsentiert hinfort „Die Menschen hinter den Schlagzeilen“ – die anmutige Uschi Glas zum Beispiel?

Fliege, Jürgen – Der Fernsehpfarrer betet angeblich vor jeder Sendung für das Gelingen derselben. Erhört wurde er bislang noch nicht. Vielleicht sollte er mal Uschi Glas um ihren Segen bitten.

Gottschalk – Deutsche Fernsehkritiker haben nicht sonderlich viel zu lachen – wohl mit ein Grund, warum dieser eine lumpige Scherz den ganzen Sommer über von einem zum andern weitergereicht wurde: „Was muß man Thomas Koschwitz besonders übelnehmen? – Daß man sich angesichts seiner Show auf Gottschalks Rückkehr freut.“ Die Rückkehr unseres Allerwertesten kam dann ja auch so sicher wie die Fortsetzung von „Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg“.

Hundstage – Echte Knochenarbeit leisteten „Bravo“ im ZDF, „Kommissar Rex“ bei Sat.1 sowie „Dicker“ nebst „Willy Wuff“ bei RTL. Nicht einmal Tierfreundin Uschi Glas – sie schrieb sich in Heimarbeit unter anderem die Rolle der „Tierärztin Christine“ (RTL) auf den wohlgestalten Leib – mochte in „Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg“ auf einen Bello verzichten.

Informationsvorsprung – Unsicherer Standort der öffentlich- rechtlichen Sender (Öfrelis), den zu verlassen sie sich jedoch hartnäckig verweigern in der irrigen Annahme, jeder Schritt nach vorn könnte den Tod bedeuten. Man wünscht den Herren ein bißchen von der unbändigen Tatkraft und der unerschöpflichen Kreativität einer Uschi Glas.

Jebsen, Ken – Fleischgewordene Schreckschußpistole mit ephemerer Late-night-Ambition. Ging ziemlich nach hinten los – seine „Mondschein-Show“ entpuppte sich als „Mondkalb-Show“. Uschi Glas soll entsetzt gewesen sein – ihre Kinder gehörten zur Zielgruppe.

Kiesbauer, Arabella – Überrundete glatt die Vorjahressiegerin Margarine Schreinemakers und gewann die „Goldene Nervensäge 94“. Kollegiale Glückwünsche kamen unter anderem von Uschi Glas.

Lippert, Wolfgang – War schon für weniger als eine „Goldmillion“ zu haben. Uschi Glas litt mit.

Mütter – Die noch vor Ärzten, Lehrern und Dispatchern fernsehwirksamste Berufsgruppe. Immer vorneweg: Uschi Glas. Siehe auch: TV-Movie.

Nena – Nix Anständiges gelernt, aber im Fernsehen herumplappern. Doch damit nicht genug: Claudia Schiffer und Franziska von Almsieck entwickelten ähnliche Ambitionen. Alle drei können freilich einpacken, sobald Uschi Glas ihre eigene Talkshow übernimmt. Arbeitstitel: „Uschi Glas“.

Offensiv – ... wollte MTV gegen Viva angehen, indem es seine European Music Awards in Berlin unters Volk brachte. Blöd halt, daß man hierzulande das Fremdsprachenlernen schnöde verweigert – da hatten die Autoren schon auf feinsinnige Witze verzichtet und blieben dennoch unverstanden. Selbst Uschi Glas, die selbstredend fließend Englisch spricht, gab sich reserviert.

Presseschau – Der „Wir haben's doch nicht nötig“-Award, in früheren Jahren vom WDR gleichsam abonniert, ging 1994 erstmals an den Kabelkanal, inzwischen Kabel1. Da wurde beispielsweise mit Datum vom 16.2. zur Pressekonferenz am 1.3. geladen und Anmeldung erbeten „bis spätestens 25.Februar 1994“. Leider erreichte das Schreiben den Empfänger als leicht verspäteter Aprilscherz – am 2.4., mit Poststempel vom 30.3.

Quotenfrau – ... des Jahres: Uschi Glas. Ihre Kiesgrübeleien in „Anne Maria – Eine Frau geht ihren Weg“ ließen den Mitbewerberinnen keine Chance.

River Café – Hubertus Meyer- Burckhardt und Pro7 gingen im East River baden. Uschi Glas soll geweint haben.

Scarlett – Folgen-reiches Kirch- Spiel mit Gewinngarantie. Einzig Uschi Glas hätte noch mehr herausholen können. Aber morgen ist bekanntlich auch noch ein Tag ...

TV-Movie – Muß, so es Marktanteile erzielen will, mit Uschi Glas aufwarten. Zumindest aber mit einem Titel wie: „Eine verzweifelte Mutter rächt Scarlett, die Tochter der schwangeren Hammermörderin von Euskirchen“. Oder so ähnlich.

Uschi – wird 1995 in den Standesämtern als beliebtester Mädchenname geführt werden und somit „Franzi“ auf den zweiten Platz verdrängen.

Vorsicht – „Wir bleiben dran an diesem Fall.“ Also sprach die tiefgefrostete Birgit Schrowange in ihrer neuen Rolle als Moderatorin von „Extra – Das RTL-Magazin“. Und klingen diese Worte nicht verdammt wie eine Drohung? Heilige Uschi, hilf!

Willemsen, Roger – Der alerte Klassenstreber ist zum penetranten Oberlehrer geworden. Seine klügsten, in ihrer Konsequenz von ihm selbst, scheint's, noch nicht vollends erfaßten Worte: „Ich entgleise.“ Wie anders doch Uschi Glas – liebenswürdig, bescheiden und immer adrett gekleidet.

X-treme – Hanebüchener ZDF- Versuch, „Die 100.000 Mark Show“ als Kinderprogramm zu paraphrasieren. Erspart uns immerhin die langwierige Suche nach einem Eintrag für diesen raren Buchstaben. Hätte desgleichen unter Z geführt werden können, war doch die Veranstaltung reinweg das Letzte. Auch Uschi Glas (dreifache Mutter) meint: „Lieber nicht.“

Yankee des Jahres – Jay Leno („The Tonight Show“, Superchannel). Zitat: „Wir werden eure Kultur kaputtmachen, so wie wir unsere kaputtgemacht haben.“ Allein Uschi Glas wird's zu verhindern wissen.

Zensur – Findet in Deutschland praktisch nicht statt. „Z“, das politisch-satirische Magazin von Kanal4, aber auch nicht. Jedenfalls nicht mehr bei Sat.1. Steckt eventuell Uschi Glas (CSU/Sat.1) dahinter?

Herr Dittmeyer/Frau Bratbecker