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Unterm Strich

Unter dem Titel „Und noch einmal: Hrdlicka“ hat sich gestern in der Frankfurter RundschauIgnatz Bubis zu jenem Interview geäußert, in dem sich der polternde Bildhauer am 29. Dezember in der gleichen Zeitung endgültig um Kopf und Kragen geredet hatte (siehe taz vom 29. und 30.12.). Bubis attestiert ihm, „daß er in seinem Unterbewußtsein von einem [...] Komplex nicht freikommt, indem die Nachbarn in der Nazizeit glaubten, seine Familie sei jüdisch“. Außerdem erweise er sich mit seinen klischeehaften Ausführungen darüber, wie Juden so untereinander redeten, als „braver Schüler der Rassentheorie der Nazis“. Es sei „eine erwiesene Tatsache, daß der Antisemit keinen Juden braucht, um seinem Antisemitismus zu frönen“, und Hrdlicka habe „offensichtlich völlig übersehen, daß es auch einen linken Antisemitismus und Rassismus gibt“. „Wer wie er die Nürnberger Rassengesetze der Nazis und deren Folgen kennt und diese Gesetze, egal aus welchen Gründen, jemandem an den Kopf wünscht, ist ein übler Rassist und Antisemit. Egal in welchem Lager er steht.“

Der alternative Kölner Volksblatt-Verlag – vor 12 Jahren nach der übereilten Abwicklung und als „Ersatz“ des alten Kölner Volksblattes gegründet und infolge dessen Wiedererscheinens permanent mit diesem verwechselt – stellt seine Arbeit ein. Im Verlagsprogramm waren seit 1983 vor allem Titel, die die grün-alternative Szene bedienten. Renner war mit einer Auflage von 25.000 Stück ein Buch zum Waldsterben, es folgten mehrere Veröffentlichungen zur Atomenergie. 1985 kam es zum Krach im Kollektiv, ab sofort gab es einen Besitzer und Chef. 1986 hatte man einen weiteren Bestseller: „Vorsicht Volkszählung“. In den vergangenen vier Jahren lag der verlegerische Schwerpunkt auf einer Reihe zu sexueller Gewalt, gemeinsam herausgegeben mit der Kölner Selbsthilfeinitiative „Zartbitter“. Zuletzt hatte der Verlag fünf Beschäftigte und einen Umsatz von 1 Million Mark – aber nach Auffassung von Verleger Rainer Osnowski keine Zukunftsaussichten mehr. Die meisten Titel werden jetzt von den Kölner Verlagen Kiepenheuer & Witsch und Emons übernommen, einige der begonnenen Projekte und Reihen werden weitergeführt.

Der Prozeß gegen Taslima Nasrin in Bangladesch ist gestern erneut, diesmal auf den 15. Januar, verschoben worden. Ihre Verteidiger bekommen dadurch mehr Zeit, um vor einer höheren Instanz die Niederschlagung der Klage zu erreichen. Das könnte die von fanatischen Muslims mit dem Tode bedrohte Schriftstellerin von dem Vorwurf befreien, durch ihr angebliches Eintreten für eine Revision des Koran religiöse Gefühle mutwillig verletzt zu haben. Taslima Nasrin hat immer bestritten, eine Revision gefordert zu haben. Sie besteht jedoch auf einer Verbesserung der Rechte für die Frauen im Islam.

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