Kein Geld für Gegner

■ Ruandas trickreiche Währungsreform

Nairobi (taz) – Vor den Banken in Ruanda bildeten sich gestern lange Schlangen. Nur fünf Stunden bis zum Schalterschluß hatte die Bevölkerung Zeit, alle ungültigen Banknoten gegen neue umzutauschen, deren Einführung die Regierung in Kigali zu Beginn der Woche beschlossen hatte. Von heute an sind die alten ruandischen Francs nicht mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden.

Diese Entscheidung war seit Monaten erwartet worden – und wurde gestern plötzlich von Radio Ruanda verkündet. Damit will die ruandische Regierung verhindern, daß Vertreter des gestürzten alten Regimes und der geschlagenen Armee die bislang gültige Währung benutzen, um einen Angriffskrieg gegen die neue politische Führung in Kigali vorzubereiten.

Angaben aus Kreisen der ruandischen Zentralbank zufolge hatten die alten Machthaber bei ihrer Flucht aus der Hauptstadt Banknoten im Wert von umgerechnet rund 100 Millionen Dollar mitgenommen. Die siegreiche Rebellenbewegung RPF (Patriotische Front Ruandas) fand nach der Eroberung Kigalis in der Zentralbank dem Vernehmen nach nur noch Münzen und Geldscheine von geringem Wert vor.

„Die Regierung hat das souveräne Recht, ihre Währung zu ändern, wann immer sie das will“, erklärte Zentralbankchef Gerald Niyitegeka in Kigali. Kritiker bemängeln allerdings, daß infolge der Währungsreform nun Tausenden von Flüchtlingen – und keineswegs nur Anhängern des alten Regimes – der Verlust ihrer gesamten Ersparnisse droht. Wer nicht innerhalb der Landesgrenzen von Ruanda wohnt, ist nur zum Umtausch von umgerechnet rund 20 Dollar berechtigt.

Das UNO-Flüchtlingswerk UNHCR in der zairischen Grenzstadt Bukavo berichtet, daß zahlreiche Flüchtlinge aus Angst um ihr gerettetes Geld nach Ruanda zurückgekehrt seien.

Probleme könnte die Währungsreform auch etlichen Geschäftsleuten aus Nachbarländern bereiten. Um nach der Massenflucht aus der Hauptstadt die Wirtschaft in Schwung zu bringen, hatte die neue Regierung in Kigali bereits wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt auch Ausländern – vor allem aus Burundi und Uganda – die Möglichkeit eröffnet, in Ruanda zu investieren. Zahlreiche dieser Geschäftsleute haben den Wohnsitz in ihrer Heimat beibehalten.

Völlig mittellos dürften hingegen die Vertreter des alten Regimes auch nach der Währungsreform nicht sein. Denn seit Wochen sind auf dem Schwarzmarkt von Ruanda Händler unterwegs, die aus den Flüchtlingslagern in Zaire nach Kigali gereist sind und ruandische Banknoten in Dollar umgetauscht haben. Bettina Gaus