Banker atmen auf

■ Mexikos Finanzminister beruhigt US-Anleger / Peso und Mexiko-Aktien erstmals wieder im Aufwind / Zehntausende protestieren gegen das Notprogramm

Mexiko-Stadt/Berlin (dpa/AP/ taz) – Der neue mexikanische Finanzminister Guillermo Ortiz Martinez ist am Donnerstag in New York mit rund 250 US-amerikanischen und internationalen Bankiers und institutionellen Anlegern (Versicherungen etwa) zusammengetroffen. Sie erwarteten Informationen über die Maßnahmen zur Stabilisierung des Peso sowie der wirtschaftlichen Lage in Mexiko. Ortiz beruhigte die ausländischen Gläubiger, daß seine Regierung keine Schwierigkeiten haben werde, die kurzfristigen Anleihen zurückzuzahlen, die vor allem in den Händen von US-Anlegern sind. Bereits Ende Januar werden mexikanische Schuldscheine über 3,6 Milliarden Dollar (5,6 Mrd. DM) fällig.

Ortiz unterstrich, daß Mexiko über mindestens 6,1 Milliarden Dollar an Währungsreserven verfüge. Und schließlich hätten ausländische Banken und Regierungen 18 Milliarden Dollar an Kreditmitteln zur Unterstützung bereitgestellt. Zudem strebe Mexiko ein Vereinbarung mit dem IWF an, um dort Zugang zu weiteren Finanzressourcen zu erhalten. Sein Land werde, so Ortiz' optimistische Schlußnote auf seiner Pressekonferenz am Donnerstag abend, gestärkt aus der Krise herauskommen. Denn durch den Peso-Absturz werden die mexikanischen Exporte verbilligt; vor allem innerhalb der amerikanischen Freihandelszone Nafta hätte daher Mexiko beste Exportchancen.

Schätzungen zufolge haben allerdings ausländische Anleger durch den Wertverlust des Peso schon über zehn Milliarden Dollar verloren. Die amerikanischen Finanzmärkte reagierten positiv auf die Rede Ortiz' . Der Peso stieg am Donnerstag in New York um 35 Centavos auf 5,25 Peso je Dollar. Auch die mexikanischen Aktien konnten (mit Ausnahme der Bankaktien) Kursgewinne verbuchen, zum ersten Mal seit Ausbruch der Währungs- und Finanzkrise im Dezember.

Die Mexikaner selbst nahmen das Notprogramm gegen die Krise, Sozialpakt genannt, das Präsident Ernesto Zedillo am Dienstag vorgestellt hatte, weniger positiv auf. Mindestens 30.000 Menschen haben am Donnerstag in Mexiko- Stadt dagegen protestiert. Der Plan sieht unter anderem vor, daß die Löhne im laufenden Jahr maximal um sieben Prozent steigen dürfen. Die Unternehmer haben im Gegenzug zugesagt, von dramatischen Preiserhöhungen abzusehen. Kritiker machen vor allem geltend, daß es sich seitens der Unternehmer nur um eine freiwillige – und damit widerrufbare – Geste handele. Weil durch die Peso-Entwertung Importe verteuert werden, glauben alle, daß die Preise anziehen werden. lieb