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Iranische A-Bombe mit russischer Hilfe?

■ Rußland will AKW Buschir im Südiran fertigstellen, das Siemens nicht vollenden durfte / USA und iranische Oppositionelle vermuten, das AKW sei Teil des iranischen Atombomben-Programms

Nikosia/Berlin (AP/taz) – Der vor 20 Jahren von der Siemens- Tochter KWU begonnene Bau eines Atomkraftwerks im Süden Irans soll von Rußland zu Ende gebracht werden. Das staatliche iranische Fernsehen berichtete am Samstag abend, bei Verhandlungen mit dem russischen Atomminister Viktor Michailow in Teheran sei vereinbart worden, die Anlage in Buschir für 800 Millionen Dollar (1,25 Milliarden Mark) fertigzustellen. Beide Seiten wollten am Wochenende die noch offenen Fragen klären und ein formelles Abkommen schließen. Der erste der beiden Reaktorblöcke solle in vier Jahren fertiggestellt werden, erklärte der stellvertretende Direktor des Atomkraftwerks, Chabir. An dem Projekt würden auch etwa 40 iranische Firmen beteiligt.

Die KWU (Kraftwerk Union AG), seit 1977 eine hundertprozentige Siemens-Tochter, hatte 1975 mit dem Bau der zwei 1.200-Megawatt-Reaktoren am Persischen Golf begonnen. Nach der Islamischen Revolution von 1979 wurde das Projekt zunächst aufgegeben. Das zu 80 Prozent fertiggestellte AKW wurde dann im iranisch-irakischen Krieg von 1980 bis 1988 mehrfach bombardiert.

Der Iran hatte versucht, auf der Erfüllung der Verträge durch Siemens zu bestehen, und auch Siemens hätte gerne das AKW fertiggebaut. Doch 1991 erklärte das Bundeswirtschaftsministerium unmißverständlich, daß der Münchner Konzern keine Ausfuhrgenehmigung für den Weiterbau erhalten würde. Die Regierung in Teheran suchte sich daher andere Verbündete. Im April vergangenen Jahres unterzeichnete sie ein Abkommen mit China und Rußland über die Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Atomkraft.

In jüngster Zeit häuften sich die Berichte, wonach Iran die Entwicklung einer Atombombe weiter vorangetrieben haben könnte als bisher vermutet. US-Verteidigungsminister William Perry sagte am vergangenen Donnerstag, Iran werde vermutlich in spätestens fünf Jahren über Kernwaffen verfügen. Exiliraner beschuldigen die Regierung in Teheran, das Kraftwerk in Buschir sei ein wesentlicher Bestandteil in der militärischen Planung. Der Präsident der Iranischen Atomenergieorganisation, Resa Amrollahi, hat diese Vorwürfe bestritten.

Nach einem Bericht der New York Times sorgt das iranische Atomwaffenprogramm jedoch in Israel für Befürchtungen und könnte zu einem israelischen Präventivschlag gegen die Nuklearanlagen des Iran führen. Israel war schon 1981 gegen das Atomwaffenprogramm eines verfeindeten Staates vorgegangen und hatte mit seiner Luftwaffe eine Atomanlage im Irak zerstört. lieb

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