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Saatchi ohne Saatchi

■ Werbegenies gegen Großaktionäre

London (taz) – Die britische Werbeagentur Saatchi & Saatchi, zu deren Kunden die Torys, Mars und British Airways gehören, hat jetzt selbst eine Imageaufbesserung nötig: Nachdem der Mitbegründer Maurice Saatchi vor knapp einem Monat von den Großaktionären aus der Agentur gedrängt worden war, trat das Führungstrio des Unternehmens am Montag aus Loyalität zurück. Der Vorsitzende und Kreativdirektor Jeremy Sinclair, Nordamerika- Chef Bill Muirhead und der für die britischen Kunden verantwortliche David Kershaw verabschiedeten sich mit geharnischten Worten, die der Agentur schweren Schaden zufügen werden.

Das 48jährige Werbegenie Sinclair, das gemeinsam mit den Brüdern Saatchi die Agentur vor 25 Jahren gegründet hatte, sagte: „Die Firma ist in den Händen von Leuten, die von dem Geschäft keine Ahnung haben und den Rat derjenigen ignorieren, die etwas davon verstehen.“ Er selbst könne nicht länger für eine Firma arbeiten, der sowohl die Kunden als auch die Angestellten egal seien. Und Muirhead fügte hinzu: „Wenn man nicht mehr auf seine Kunden hört, hat man verloren.“

Der Zorn des Trios richtet sich vor allem gegen David Herro vom Chicagoer Unternehmen Harris Associates, der den Hinauswurf von Maurice Saatchi im Dezember initiiert hatte. Saatchi wollte ein Optionsrecht auf junge Aktien durchsetzen, das ihm bis zu fünf Millionen Pfund Gewinn eingebracht hätte.

Nun droht Verlust. Charles Scott, der Geschäftsführer der Werbeagentur, sagte gestern, er sei „sehr enttäuscht über die Entscheidung“ von Sinclair und seinen beiden Kollegen, die Firma zu verlassen. Obwohl der Rücktritt erst eine Minute vor Börsenschluß bestätigt wurde, hatte die Gerüchteküche bereits am Nachmittag dafür gesorgt, daß die Saatchi-Aktien um 16 Pence auf 1,24 Pfund fielen.

Es glaubt nämlich niemand, daß Sinclair, Muirhead und Kershaw die Firma lediglich aus Loyalität zu ihrem alten Chef verlassen haben. Seit Montag abend überschlagen sich die Spekulationen über weitere Kündigungen. Maurice Saatchi soll seinen alten Kunden mitgeteilt haben, daß er „innerhalb weniger Wochen“ wieder in der Werbebranche mitmischen werde. Auf Sinclair, Muirhead und Kershaw wird er zunächst jedoch verzichten müssen: Laut Vertrag dürfen sie erst in einem Jahr für die Konkurrenz arbeiten. Die Kundschaft von Saatchi & Saatchi hält sich bisher bedeckt. Man werde die Entwicklungen weiterhin genau beobachten, sagte eine Sprecherin von British Airways. Ralf Sotscheck

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