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Nicht zu liberal

■ Einzelhandel: Schluß mit dem Ladenschluß, aber doch nicht so ganz

Zu weit gehen wollen die Herren natürlich nicht. Klare Aussagen sind ihnen allerdings auch nicht zu entlocken: „Wir sind für den Erhalt des status quo mit kleinen Veränderungen. Grundsätzlich sind wir aber über Änderungen gesprächsbereit“. Ja, was denn nun?

Ulf Kalkmann und Klaus Poetsch, Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels, hielten gestern potentiellen Kunden alle Eingangtüren in Hamburgs Geschäfte offen. Ein zweiter verkaufsoffener Werktag zusätzlich zum – von den Beschäftigten gern so genannten – „Schlado“ (ScheißlangerDonnerstag) sei nicht zu verachten. Aber auch generell längere Öffnungszeiten am Sonnabend würden die Herren Geschäftsführer nicht ablehnen, wiewohl die Gewerbefreiheit zu weit natürlich auch nicht gehen dürfe: Die völlige Liberalisierung des Ladenschlusses, so Poetsch, sei nicht das erklärte Ziel des Einzelhandels.

Kein Wunder, denn in der Praxis profitieren davon nur wenige Ladenstraßen und Passagen in der City sowie Einkaufszentren. Die Läden in Randlagen, und auch die sind Teil der Verbands-Klientel, gehörten unterdessen zumeist zu den Verlierern, nicht wenige würden gar ihre Geschäfte aufgeben müssen.

Denn hinter den etwa 10.000 Hamburger Einzelhändlern liegen wg. Rezession und Waigels Steuerpolitik bereits drei magere Jahre, in denen die Kassen weniger klingelten als erhofft. Allein im Vorjahr mußte ein weiterer Umsatzrückgang um satte 500 Millionen Mark auf nur noch etwa 20 Milliarden Mark verkraftet werden.

Die Folge: Abbau von Arbeitskräften. Die Anzahl der Mitarbeiter verringerte sich 1994 im Vergleich zum Vorjahr um 1900 auf 75.000 Beschäftigte, davon sind mittlerweile nur noch Zweidrittel Vollzeitkräfte, die übrigen sind Teilzeitbeschäftigte. smv

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