■ Kein fairer Prozeß für Rosemary: Geschäfte mit Mördern
London (taz) – Wegen des Medienrummels habe sie keine Aussicht auf einen fairen Prozeß, sagte der englische Rechtsanwalt Leo Goatley über seine Klientin Rosemary West. Deshalb werde er einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens einbringen. Die 41jährige ist angeklagt, gemeinsam mit ihrem Mann Frederick West neun junge Frauen und Mädchen ermordet zu haben. Die Leichen, die zum Teil schon Jahrzehnte im Keller und Garten des Hauses der Wests in Gloucester vergraben waren, sind im vergangenen Jahr mit Hilfe von elektronischen Detektoren aufgespürt worden. Frederick West, der drei weitere Morde – darunter den an seiner Tochter aus erster Ehe – gestanden hatte, nahm sich am Neujahrstag im Gefängnis das Leben. Am letzten Sonntag berichteten verschiedene britische Boulevardzeitungen über Wests angebliches Geständnis, seine Opfer gefoltert zu haben. „Solche Spekulationen könnten von der Öffentlichkeit – einschließlich potentieller Geschworener – mit Tatsachenbehauptungen verwechselt werden“, sagte Leo Goatley. Die Richter müssen bei der Anhörung am 6. Februar über Goatleys Antrag auf Einstellung des Prozesses entscheiden.
Während der wochenlangen Sucharbeiten in Gloucesters „Haus des Schreckens“ hatte sich ein regelrechter „Crime Tourism“ mit T- Shirt-Verkauf und Würstchenbuden entwickelt. Offenbar wollten auch einige Beamte mitverdienen: Der Gerichtssekretär Scott Canavan hat angeblich versucht, die Notizen der polizeilichen Vernehmungen von Frederick West für 105.000 Pfund an den Daily Mirror zu verhökern, und die Polizistin Hazel Savage, die den Wests als erste auf die Spur gekommen war, soll ihre Geschichte einer Literaturagentur angeboten haben. Ralf Sotscheck
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