Am rechten Platz

Ein junger Rechter wird rechte Hand des Intendanten: Der Aufstieg des revisionistischen Ullstein-Autors Ansgar Graw im SFB  ■ Von Hans-Hermann Kotte

Ansgar Graw (34) rückt in dieser Woche vom einfachen Redakteur in der Pressestelle des Senders Freies Berlin (SFB) zum persönlichen Referenten von Intendant Günther von Lojewski (CSU-nah) auf. Offizieller Titel: „Referent für ARD- und Gremienfragen“. Als solcher wird Graw, der dem Think- Tank um die revisionistischen Berliner Historiker Rainer Zitelmann und Ernst Nolte entstammt, nun beim SFB „Koordinationsarbeit“ in Sachen „Hauptstadt-Sender“ und „medienpolitische Initiativen“ betreiben.

Graw, ein gelernter Politikwissenschaftler und Historiker, ist in den rechten „Salons“ der Hauptstadt, dem Berliner Kreis und dem Dienstagsgespräch, präsent. Zuletzt fiel er mit einer rechtslastigen „Sonderausgabe“ der steuerfinanzierten Wochenzeitung Das Parlament aus dem Hause der Bundeszentrale für politische Bildung auf — und mit einem Essay in dem Manifest „Die selbstbewußte Nation“ der neuen konservativen 89er-Revolutionäre aus dem Ullstein-Verlag. Außerdem publizierte Graw, ein engagierter Kämpfer für eine Regermanisierung „Ostpreußens“, im rechten Wochenblatt Junge Freiheit und in den Magazinen Mut und Criticon, die als organisatorische Klammer zwischen Bürgern und Radikalen gelten können.

Graws politisches Programm, das er auch im Ullstein-Band „Westbindung“ formuliert: keine „einseitige Instrumentalisierung“ der Nazi-Vergangenheit, keine „Dauerschuld“ mehr — statt dessen „Normalisierung“ und Absage an „universalistisch-multikulturelle“ sowie „nebulös-sozialistische“ Utopien und „anarchische Nachgiebigkeit“. Reichen die „Prinzipien der freien Gesellschaft?“ fragt Graw rein rhetorisch, um „kollektive Solidarität zu konstituieren? Funktioniert eine multikulturelle Gesellschaft, wenn wir alle unsere Identität aus den Menschenrechten und der Verfassung ableiten?“

Die „Rehabilitierung und Wiedergeburt der Nation“ sei die „einzige Alternative gegen den allgemeinen Bürgerkrieg“ und Kampfansage gegen die „unheilige Inquisition namens political correctness“. Graw fordert die Rechten am Schluß seines neuesten Ullstein-Aufsatzes (Titel: „Dekadenz und Kampf“) auf, „die Kriegserklärung endlich anzunehmen“. Die Durchsetzung einer wahren „geistig-moralischen Wende“ könne „Parteien und Koalitionen“ allein nicht gelingen.

Das journalistische Handwerk lernte Graw als Volontär beim Hamburger Ostpreußenblatt. Später betrieb er ein kleines Nachrichtenbüro für das Baltikum, arbeitete beim Ost-Revolverblatt Super! (Burda) und wechselte dann zum SFB.

Hier wird Graw nun — wie in der ARD üblich — seinen Chef von Lojewski für Sitzungen der Intendanten briefen und verantwortlich sein für die Beziehungen zum Aufsichtsgremium Rundfunkrat und zu den anderen Anstalten. Eine medienpolitische rechte Hand, die beim SFB wirklich am rechten Platz ist: beispielsweise zur Pflege des brüderlichen Verhältnisses zum tiefschwarzen, ebenfalls CSU-geführten Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Die neuesten Initiativen von MDR-Intendant Udo Reiter zwecks Verkleinerung und Kaputtsparens der ARD hatte von Lojewski kürzlich begeistert begrüßt.