piwik no script img

BUND für „ernsthafte Energiekonsensgespräche“

■ Konsensgespräche nur sinnvoll, wenn Atomausstieg und Klimaschutz Thema sind

Hannover (taz) – Eine Einladung zu „wirklich ernsthaften Energiekonsensgesprächen“ erwartet der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) von der Regierung in Bonn. „In der Bundesrepublik gibt es einen dringenden Bedarf an Energiekonsensgesprächen, die diesen Namen auch verdienen“, sagte jetzt der energiepolitische Sprecher des BUND, Stephan Kohler, im Gespräch mit der taz. Gespräche, die nur auf einen Parteienkonsens abzielten, seien völlig sinnlos. An Konsensgesprächen jedoch, die die dringenden energiepolitischen Probleme wie den Ausstieg aus der Atomenergie und die Umsetzung eines konkreten Klimaschutzprogramms wirklich lösten, habe der BUND weiterhin ein großes Interesse.

„Bei ernsthaften Energiekonsensgesprächen“ muß für Kohler allerdings „der Wille zum Ausstieg aus der Atomenergie Grundlage sein“. Die Konsensgespräche müßten eine tatsächliche Energiewende hin zu den regenerativen Energien und zur konsequenten Energieeinsparung einleiten. Außerdem erwarte der BUND, daß in ihnen die höchstmögliche politische Hürde für den Wiedereinstieg in die Atomenergie, eine „verfassungsändernde Mehrheit in Bundestag und Bundesrat“, festgeschrieben werde.

Scharf wies Kohler die jüngsten Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden der Bayernwerke AG, Otto Majewski, zurück, der überhaupt nicht über den Atomausstieg reden will. Auf Grundlage einer solchen Betonposition könnten die Umweltverbände keine Konsensgespräche führen, sagte Kohler. Es sei auch nicht hinnehmbar, wenn die Bayernwerke AG durch hohe Investitionen in die Neuentwicklung von Reaktoren vollendete Tatsachen schaffen wolle. Die norddeutschen Energieversorgungsunternehmen, namentlich RWE und VEBA, forderte Kohler auf, nicht den Bayernwerken das energiepolitische Feld zu überlassen.

Die SPD dürfe sich, so Kohler, auf keinen Fall darauf einlassen, daß künftig auch nur ein Teil der Steinkohlesubventionen aus dem laufenden Bundeshaushalt bestritten werde. Wenn sich die SPD auf ein solches Finanzierungsmodell für die Kohlesubventionen einlasse, werde sie auf Dauer erpreßbar und nehme auf Jahre hin Abschied von einer eigenständigen energiepolitischen Position. Der BUND plädiert für eine Energiesteuer, die zunächst auch der Kohlefinanzierung dient und später den Einstieg in eine ökologische Steuerreform möglich macht. Jürgen Voges

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen