: Noch nie war Venedig so nah
■ betr.: „Ohne mich die Sintflut“, taz vom 28./29. 1. 95
Wie kann man so griesgrämig sein?! Ich finde Wasser in fast jeder Form einfach geil – ob als schweres gelbes, als gelato, als süßes vom See oder salziges vom Meer... und zu Recht riefen die tapferen Krieger nach Vermissen desselben: „Thalatta! Thalatta!“ Auch ich ziehe eine gemäßigte Thalsokratie der seit längerem nach Maßgabe sanfter Metaphern aus der Abbruchbranche operierenden deutschen Demokratie eindeutig vor.
Hätte ich einen Job, der es mir finanziell ermöglichte, ein Flugzeug zu mieten, würde ich stundenlang dieses einmalige aquaterrestrische Wunderwerk überfliegen: Noch nie war Venedig so nah!
Sollte Herr Müllender nicht einfach nur wasserscheu sein, so könnte – tippe ich laienhaft – eine schwere Aquaphobie der eigentliche Grund solchen melancholischen Schreibens sein. In diesem Fall sollte er die Küstenstreifen von Mittelmeerländern weiträumig meiden, sich nur einmal wöchentlich duschen und Milch trinken; da ist zwar auch Wasser drin, aber man merkt es irgendwie nicht...
Zur alleräußersten Not ließe sich das Schaffen einer bundesweit ausgeschriebenen ABM „Wir graben dem Wein“, pardon! „Rhein das Wasser ab!“ vorstellen – denn: Ist es wirklich völlig auszuschließen, daß das Wasser irgendwann auch mal Oggersheim flutet? Niklas Neumann, Bremen
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