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Und die Arbeitslosigkeit im Gaza-Streifen steigt ...

■ Israel will anstelle der Palästinenser mehr ausländische Arbeiter beschäftigen

Tel-Aviv (taz) – Nach Aussage des israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin beabsichtigt seine Regierung, in den kommenden vier Monaten weitere 20.000 bis 25.000 Arbeiter aus dem Ausland anzuheuern. Damit fänden noch vor dem Sommer insgesamt 90.000 Fremdarbeiter in der israelischen Wirtschaft Beschäftigung.

Rabin, der in Jerusalem vor 400 jüdischen Geschäftsleuten aus den USA sprach, erklärte, daß Israel dann nicht länger auf die palästinensischen Tagelöhner aus dem besetzten Westufer und dem autonomen Gaza-Streifen angewiesen sein wird. Das entspräche dem Ziel seiner Regierung, Israel möglichst bald von den palästinensischen Gebieten zu separieren, um so die Sicherheitslage zu verbessern. Rabin fügte hinzu, daß die geplante Trennung allerdings eine Gefahr für die israelischen Siedler in den palästinensischen Autonomiegebieten mit sich bringen würde.

Im Laufe des vergangenen Jahres wurde den Palästinensern, zumeist in Reaktion auf Terroranschläge, die Arbeit in Israel untersagt. Nach dem Bombenanschlag in Natanja am 22. Januar 1995 wurde erneut eine totale Blockade der palästinensischen Gebiete verhängt, so daß keiner der vorher 70.000 zugelassenen Tagelöhner nach Israel zur Arbeit einreisen konnte. Erst vor einer Woche durften 15.000 Palästinenser wieder zu ihren früheren Arbeitsplätzen in Israel zurückkehren.

Viele der bisher 65.000 in Israel beschäftigten Fremdarbeiter aus Polen, Rumänien, Thailand und den Philippinen, haben derweil gegen die miserablen Arbeitsbedingungen protestiert. Auch zu diplomatischen Interventionen seitens der Regierungen ihrer Heimatländer ist es daher bereits gekommen.

Die hohe Arbeitslosigkeit am Westufer und im Gaza-Streifen bleibt ein ungelöstes Problem. Als langfristiges „Beruhigungsmittel“ und um die billigen Arbeitskräfte dennoch auszunützen, haben die israelischen Behörden amerikanischen und europäischen Investoren die Zusammenarbeit bei der Errichtung einiger Industrieparks am Rande des autonomen Gaza- Streifens vorgeschlagen. Die Realisierung solcher Projekte würde jedoch noch Jahre in Anspruch nehmen. Amos Wollin

Kommentar S.10

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