■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Offenes Listen-Rennen für SPD
Er will nicht „für Bremen“ arbeiten, der Hauptgeschäftsführer der Arbeiterkammer Heinz Möller. Jedenfalls nicht für „Arbeit für Bremen“. Das versicherte er diese Woche einigen Journalisten, die alle fest davon ausgegangen waren, er sei bei der SPD nur noch auf dem Absprung. Mit der AfB habe er verhandelt, ob man sich ihn als Arbeitssenator vorstellen könne, so ging das Gerücht. Ambitionen auf den Job werden Möller seit Jahren nachgesagt.
Keine Ambitionen mehr, so scheint es, hat der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Reinhard Barsuhn. Wenn in der Fraktionsvorstandssitzung am vergangenen Mittwoch abgestimmt worden wäre, sagen Beteiligte, dann wäre Barsuhn nicht mehr Vize. Am kommenden Montag soll über sein Schicksal entschieden werden, nachdem er offen und ohne besonders überzeugende Begründung mit der CDU gegen den eigenen Bürgermeister gestimmt hatte. Das Problem: Den Mann darf man nicht ins Nichts fallen lassen, wenn man verhindern will, daß er aus Trotz seinem alten Freund Andreas Lojewski zur AfB folgt. Kann also bis Montag niemand für den nautischen Offizier und Hafenkapitän einen angemessen bezahlten Job besorgen, muß er bei der SPD-Fraktion im Amt bleiben.
Wieviele Abweichler in dieser und wieviele in der kommenden Legislaturperiode drohen, das ist die Frage, die die SPD-Ortsvereine bei der Nominierung ihrer Kandidaten bewegt. Die dem Bürgermeister die Gefolgschaft verweigert haben, sind nämlich restlos solche, die wußten, daß sie auf der Kandidatenliste der SPD nicht mehr berücksichtigt werden.
Andreas Weichelt hat die Kurve gerade noch gekriegt: beim Fücks-Mißtrauensvotum nicht dumm aufgefallen, vom Ortsverein auch wieder ins Rennen geschickt. Walter Liebetrau hatte sich enthalten - in seinem Ortsverein fiel er bei der Nominierung glatt durch, stattdessen schickt der Ortsverein Buntentor nun Beiratssprecherin Renate Möbius ins Rennen.
Zwei Etagen höher strebt übrigens Parlaments-Pressesprecher Hermann Kleen: Er ließ sich von seinem Ortsverein als Kandidat vorschlagen.
Aus Findorf wird übrigens ein echter Arbeiter für die SPD-Kandidatenliste vorgeschlagen: Gunter Reimann, Maschinist auf dem Zollboot. Da die Mandatskommission, die aus den Vorschlägen die Liste baut, vom öffentlichen Dienst beherrscht wird, hat der Mann aber kaum eine Chance, auf einen sicheren Platz zu kommen, fürchtet Rosi Roland
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