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■ StandbildAussetzer: "Scheibenwischer"

„Scheibenwischer“ über die ARD, Sa., 22.20 Uhr, ARD

Die ARD hatte nicht schnell genug abgeschaltet und der Bayerische Rundfunk sich nicht einmal ausgeschaltet. Dieter Hildebrandt kam nicht nur 25 Minuten zu spät, weil Michael Schanze seine Flitterabendbräute nicht beizeiten unter die Haube gekriegt hatte, seinem „Scheibenwischer“ waren auch längst die realsatirischen Perlen weggetrocknet.

„Dieter Hildebrandt spricht zur ARD.“ Da dachte man doch sofort an unvergessene SFB- Haßtiraden und eine epochemachende Rhein-Main-Donau-Eskapade. Aber viel mehr kam da nicht, als daß sich der Kabarettaltmeister über seine Vorrednerin Oda-Gebine Höchsle-Stäblein lustig machte, die – ebenfalls nicht ganz im Zeitplan – ihr „Wort zum Sonntag“ dem Internationalen Frauentag gewidmet hatte.

Und dann folgten noch ein paar Petitessen zum Hickhack der ARD-Reform. Daß die Politiker heuer nicht einmal mehr dazu taugen, eine anständige Intrige anzuzetteln, beschwerte er sich. „Erst fordern sie halbherzig die Abschaffung der ARD, dann lassen sie sich über den Tisch ziehen – und jetzt schieben sie es auf – auf einen andern.“ Damit war natürlich Stoibers Adlatus Erwin Huber gemeint, der eben viel zu früh mit seinen klaren Worten zum trüben Froschteich die Sau rausgelassen hatte – „aber dann muß man doch wissen, daß eine drin ist!“

Ja, lang ist's her, daß wir alle mit dem Button „Rettet die ARD!“ durch die Gegend liefen. Schon mindestens drei Sendewochen. Kein Wunder also, daß auch Gaststar Richard Rogler niemanden mehr mit seiner öffentlich-rechtlichen Rettungskampagne begeistern konnte. „Nicht mal Gottschalk und Schmidt“ hätten unterschrieben, moserte der „Nachschläger“ und kalauerte sich mäßig ambitioniert durch ein solide gemachtes, wenn auch glanzloses ARD-Programm.

Aber so kennen wir die Länderkette ja schließlich. Immer etwas später dran als die anderen mit den Reformen und Programmneuerungen, dafür sind dann selbst die hausgemachten Krisen um so kulturschaffender, nämlich mächtig theatralisch. Respekt, meine Herren Programmverantwortlichen, das habt ihr wieder gut hingekriegt: Dieter Hildebrandts „Scheibenwischer“ programmplangemäß zu versenden und trotzdem pünktlich ein paar Wochen zu spät. Klaudia Brunst

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