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Angst vorm Drecksack-Image

■ Briten suchen neue Klimapolitik, die nicht viel ändern soll

Dublin (taz) – Großbritannien will nicht mehr länger der „Drecksack Europas“ sein. So hatte ein norwegischer Kabinettsminister vor zwei Jahren den britischen Umweltminister John Gummer beschimpft, nachdem die Dreckschwaden von der Insel bis nach Skandinavien gezogen waren. Jetzt versprach der Gescholtene, zwischen den Jahren 2000 und 2010 den britischen Kohlendioxidausstoß um fünf bis zehn Prozent zu senken. Damit will man auf der Klimakonferenz im nächsten Monat in Berlin mit gutem Beispiel vorangehen. Gummer akzeptierte, daß die „wissenschaftlichen Beweise für den Treibhauseffekt ziemlich schlüssig“ seien.

Bisher lag Großbritannien auf der Linie der EU: „Stabilisierung“ bis 2000 – also verglichen mit dem Basisjahr 1990 kein Anstieg der CO2-Emissionen. Das werde Großbritannien leicht erreichen, sagte Staatssekretär Timothy Eggar nun; zu erwarten sei sogar ein Absinken um sieben bis vierzehn Millionen Tonnen bis zum Jahr 2000.

Klimapolitisch sind das ziemlich zahme Ziele – denn Experten gehen davon aus, daß weit größere Reduktionen nötig sind, um den Treibhauseffekt einzudämmen. So fordern die AOSIS-Inselstaaten zum Beispiel eine Reduktion um 20 Prozent bereits bis 2005.

Außerdem bezweifelt zum Beispiel Andrew Warren, Direktor der Association for the Conservation of Energy, daß das ohnehin zahme britische Versprechen auch erfüllt werde. „Bis jetzt hat die Regierung noch keine der energiesparenden Maßnahmen umgesetzt, die nötig wären, das Ziel zu erreichen“, sagte er. Man verlasse sich statt dessen auf strukturelle Veränderungen, die überhaupt nichts mit verantwortungsbewußter Energiepolitik zu tun haben. Zwar bewirken sie kurzfristig ein Absinken des CO2-Ausstoßes, aber von einer dauerhaften Trendwende könne keine Rede sein.

Zu den Veränderungen gehören vor allem die Rezession und der Niedergang der Schwerindustrie, die zunehmende Verdrängung der Kohle durch Erdgas sowie die Inbetriebnahme des Druckwasserreaktors Sizewell B. Die Energiesparmaßnahmen der Regierung haben dagegen weitgehend Schiffbruch erlitten. Die Mehrwertsteuer auf Gas- und Stromrechnungen mußte halbiert werden, und das Amt zur finanziellen Förderung energiesparender Projekte ist bisher am Widerstand der Gasindustrie gescheitert. Hinzu kommt, daß die Strompreise bei einem Wirtschaftswachstum sinken werden, wodurch sich der Verbrauch erhöht. Matthew Spencer von Greenpeace sagte, daß Großbritannien den Energieverbrauch binnen zehn Jahren um ein Fünftel senken könnte, wenn die Regierung eine gescheite Politik betreiben würde. Ralf Sotscheck

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