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Staatsakt ohne Polen

■ Kanzler Kohl begründet, warum Polen nicht zum 8. Mai nach Berlin geladen wird

Bonn (AFP) – Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat seine Entscheidung bekräftigt, zum Staatsakt zum 50. Jahrestag der deutschen Kapitulation nur die Staats- und Regierungschefs der vier Siegermächte einzuladen. Es werde zu Recht über eine Einladung Polens diskutiert, sagte der Kanzler dem MDR, doch müsse dann auch eine Teilnahme der Slowakei, der Tschechischen Republik, Dänemarks, Norwegens und der Benelux-Staaten erwogen werden. Es sei aber kaum vorstellbar, daß „wir Gäste einladen, die dann nicht auch sprechen können“, sagte Kohl.

Die polnische Regierung hatte Zeitungsberichten zufolge verstimmt darauf reagiert, nicht zu der Berliner Gedenkfeier eingeladen worden zu sein. Kohl wünscht, daß ein Vertreter Polens an einer Gedenkstunde im Bundestag teilnimmt. Der CDU-Abgeordnete Friedbert Pflüger sowie Antje Vollmer und Waltraud Schoppe vom Bündnis 90/Die Grünen sprachen sich dagegen für die Teilnahme von Lech Walesa am Berliner Staatsakt aus. Vollmer und Schoppe erklärten, die Teilnahme Polens sei „unabdingbar“, wenn am 8. Mai ein Zeichen für ein neues, demokratisches Europa gesetzt werden soll. Eine Zusatzeinladung könne den „unangenehmen Eindruck“ nicht aufheben, der durch die Konzentration des Staatsaktes auf die Großmächte erweckt werde.

Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, sprach sich im SWF für eine Einladung Polens aus. Bubis schlug vor, den 8. Mai zu einem Feiertag zu erklären. Dieses Datum markiere die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus und sei trotz aller böser Erinnerungen ein „Tag der Freude“.

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