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Ugandas schwer gewonnene Einheit bricht auf

■ Präsident Museveni in Nöten: Die reichste Region des Landes will mehr Macht

Nairobi (taz) – Vier Tage lang war Ugandas Gesundheitsminister James Makumbi unauffindbar. Knapp 20 Kilometer außerhalb der Hauptstadt Kampala verschwand er am Freitag abend aus seinem Auto und tauchte erst gestern „unversehrt“ wieder auf. Die mysteriöse Affäre birgt möglicherweise brisanten Zündstoff. Gerüchten zufolge wurde der Politiker von Rebellen entführt, die für Föderalismus kämpfen. Ein entsprechender anonymer Anruf ging bei der Tageszeitung New Vision ein.

Der Streit darüber, ob die einzelnen Regionen Ugandas künftig weitgehende politische Autonomie erhalten sollen oder ob die Stellung der Zentralregierung unverändert starkt bleibt, erregt in dem ostafrikanischen Land mehr Aufsehen als jedes andere Thema und war Mitauslöser für die vergangenen Bürgerkriege. Zwischen dem reichen Buganda, das mit der Hauptstadt Kampala das Herz Ugandas bildet, und den weit ärmeren Randprovinzen herrscht ein großes Wirtschaftsgefälle. Ein föderales System würde Buganda einen großen Teil der eigenen Einkünfte sichern. Davor fürchten sich Vertreter anderer Gegenden.

Dem einstigen Rebellenführer Yoweri Museveni, der seit neun Jahren Staatsoberhaupt ist, wird von zahlreichen westlichen Beobachtern das Verdienst zugeschrieben, Uganda geeint und befriedet zu haben. Um auch die Anhänger der traditionellen Monarchien für sich zu gewinnen, setzte Museveni 1993 drei Könige traditioneller Herrscherhäuser wieder in Amt und Würden, betraute sie jedoch ausschließlich mit kulturellen Aufgaben. Aus der Tagespolitik sollten sie sich heraushalten. Möglicherweise öffnete er damit jedoch die Büchse der Pandora: Der Kabaka, Monarch des reichen Buganda, macht inzwischen aus seiner Forderung nach Förderalismus kein Hehl. Das Plenum der Verfassunggebenden Versammlung lehnte am Dienstag letzter Woche mit großer Mehrheit die Einführung des Föderalismus ab – drei Tage später verschwand der Gesundheitsminister.

Rebellengruppen sorgen in Buganda bereits seit einigen Monaten für Aufsehen. Im Februar überfiel eine Gruppierung eine Polizeistation, erbeutete Waffen und befreite Gefangene aus einer nahe gelegenen Haftanstalt – zehn Kilometer von dem Ort entfernt, wo am Samstag das verlassene Auto von James Makumbi gefunden wurde. Berichten aus Kampala zufolge wurden am Wochenende Truppen in den Mukono-Distrikt 20 Kilometer östlich von Kampala verlegt, nachdem dort einer der Rebellenführer gesichtet worden sein soll. Während Uganda über den Verbleib von Minister Makumbi rätselte, hielt es Präsident Museveni sogar für nötig, öffentlich zu erklären, er sehe keine Veranlassung zu Verhandlungen. Gleichzeitig deutete er allerdings an, daß eine Amnestie für die Aufständischen im Bereich des Möglichen liege. Das kann als Indiz dafür gelten, daß die Regierung einen Zulauf für die Bewegung in Buganda und damit Zerwürfnisse entlang der alten Konfliktlinien für möglich hält. In der offiziellen Politik wird die Föderalismusfrage vermutlich im Mai das nächste Mal zum Thema: Dann soll die Verfassung als Ganzes verabschiedet werden. Bettina Gaus

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