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Mit Geiseln geflüchtet

■ Philippinen: Armee verfolgt Terror-Gruppe nach blutigem Überfall

Zamboanga/Berlin (rtr/taz)

Auf der südphilippinischen Insel Mindanao haben Regierungssoldaten gestern rund hundert bewaffnete Männer in einem bewaldeten Berggebiet eingekesselt. Diese hatten zwei Tage zuvor die nahe gelegene Kleinstadt Ipil überfallen, über vierzig Menschen ermordet, Banken ausgeraubt und Geschäfte und Wohnhäuser in Schutt und Asche gelegt. Als die Armee anrückte und die Gruppe unter Beschuß nahm, flohen die Männer mit 26 Geiseln, darunter zwanzig Frauen, in das Hinterland.

Der philippinische Präsident Fidel Ramos ordnete daraufhin an, die Mitglieder einer islamistischen Gruppe um den Anführer Abu Sayyaf zu ergreifen. Berichten der französischen Zeitung Le Monde zufolge wird Sayyaf für den offenbar von langer Hand vorbereiteten Überfall, zu dem 200 bis 400 schwerbewaffnete Männer am hellichten Tag mit Bussen in die Stadt transportiert worden waren, verantwortlich gemacht.

Die Gruppe um Abu Sayyaf bekämpft die Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den wichtigsten separatistischen Muslimbewegungen im Süden des philippinischen Archipels. Hier leben vier bis fünf Millionen Muslime als Minderheit in den überwiegend katholischen Philippinen. Die Spekulationen sehen den brutalen Überfall auf Ipil als Racheakt der Gruppe Abu Sayyafs, zu deren Mitgliedern auch ehemalige Afghanistan-Kämpfer gehören sollen. Anfang April waren sechs Araber in Manila festgenommen worden, denen eine Verbindung zu Abu Sayyaf und zu internationalen Terrorgruppen bis hin zu dem Anschlag auf das New Yorker World Trade Center nachgesagt wird.

Auf den Hubschrauber des philippinischen Innenministers und seines Polizeichefs, die Ipil überflogen, wurden gestern Schüsse abgefeuert. Schaden richteten sie keinen an. Der Präsident entließ derweil zwei führende Militärs, weil sie den Angriff auf Ipil nicht verhindert hatten. li

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