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Schwarzer Peter retour

■ Schummel-Examen: Justizsenatorin beschuldigt FU-Präsi, er wolle mit Vorwürfen von eigenen Versäumnissen ablenken

Im Streit um die Jura-Staatsexamen an der Humboldt-Universität hat sich Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) hinter die Examensvorbereitungen des von seinem Amt suspendierten Leiters des Justizprüfungsamtes, Klaus- Peter Jürges, gestellt. Jürges hatte sich Ende März von seiner Tätigkeit zurückgezogen, nachdem er und seine Mitarbeiter vom Präsidenten der Freien Universität (FU) Johann W. Gerlach, beschuldigt worden waren, in ihren Repetitorien an der Humboldt-Universität (HUB) examensrelevante Prüfungsaufgaben zu behandeln. Die HUB-Studenten, prangerte Gerlach an, erhielten dadurch einen Prüfungsvorsprung.

„Jeder Repetitor hat leere Säle, wenn er nicht das übt, was das Examen verlangt“, betonte die Justizsenatorin, die selbst als Dozentin in Hamburg tätig war, gestern vor der Presse. Zu keinem Zeitpunkt hätte Jürgens Fälle behandelt, die mit den Prüfungsaufgaben identisch sind. Das Angebot, den Studenten teure private Nachhilfe durch die Vorbereitungen des Prüfungsamtes zu ersparen, sei auch an die FU gegangen. Dort aber habe man darauf nicht reagiert. Bedarf sei dort vorhanden, betonte Peschel- Gutzeit: An den Vorbereitungskursen an der HUB hätten auch viele FU-Juristen teilgenommen.

Peschel-Gutzeit übte scharfe Kritik an FU-Präsident Gerlach. Der betreibe eine „abwegige, unqualifizierte Kampagne“ gegen die HUB. Völlig schleierhaft sei ihr bis zum heutigen Tag, wo die Ursachen hinter den emotionalen Vorwürfen lägen. Da die Teilnahme des Prüfungsamtes schon in der neuen Studienordnung der HUB vom Sommersemester 1993 „ausdrücklich erwünscht“ ist, handele es sich nicht um eine Ausbildungshilfe, die erst seit gestern läuft.

Gerlach, so mutmaßte die Senatorin, wolle mit seiner Attacke von den Tatsachen ablenken, daß die Studienzeiten der FU-Juristen wesentlich länger und die Durchfallquoten um fast zehn Prozent höher seien. Um die erkennbare Spannungssituation zwischen den Universitäten zu entschärfen, die sich aufgrund der Sparmaßnahmen in „höchster Alarmbereitschaft“ befänden, müßten sich FU und HUB auf eine einheitliche Prüfungsvorbereitung einigen. Ansonsten wäre sie mit einer Weiterführung der Prüfervorbereitungen nicht einverstanden.

Zudem forderte sie, das Doppelangebot der Wahlfächer untereinander aufzuteilen. Nur so könne man davon ausgehen, daß alle Studenten mit den gleichen Lerninhalten zur Prüfung antreten. Durch eine Zusammenarbeit würden sich auch konkrete Einsparungsmöglichkeiten ergeben. Simone Miller

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