Bankräuber war „fleißig und unauffällig“

■ JVA-Bruchsal hatte keinen Hinweis auf besondere Brutalität des mutmaßlichen Doppelmörders

Mit einer auf 200.000 Mark erhöhten Belohnung will die Bremer Volksbank die Suche nach dem mutmaßlichen Doppelmörder und Bankräuber Karl-Heinz Manfred Wagner (44) vorantreiben. Das Geld sei für Hinweise auf den Mann ausgesetzt worden, der am Freitag zwei Bankangestellte in Bremen-Lesum getötet und in der Volksbank-Filiale 17.000 Mark erbeutet hat, teilte die Polizei gestern mit.

Die Ermittler haben eine bundesweite Zielfahndung ausgelöst. Bislang seien aus der Bevölkerung zahlreiche Hinweise auf Wagners Aufenthaltsort eingegangen, deren Überprüfung aber noch ohne Erfolg blieb, hieß es. Unmittelbar nach der Tat hatte Wagner sich von einem Taxi nach Buchholz bei Hamburg fahren lassen, wo sich seine Spur verlief.

Der mutmaßliche Doppelmörder war 1994 von einem Hafturlaub aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal nicht zurückgekehrt. Er ist seitdem auf der Flucht. Wagner war nach Angaben der JVA Bruchsal seit 1978 wegen mehrerer Vermögensdelikte, vor allem Kontoeröffnungs- und Devisenbetrug, sowie eines räuberischen Angriffs auf Spielbankbesucher in Haft, zuletzt in Bruchsal. Schon 1987 war er während einer Ausführung – das Verlassen des JVA-Geländes unter Aufsicht von Vollzugsbediensteten – entflohen. Bei seiner Festnahme soll er sich mit Waffengewalt gewehrt und auf einen Polizisten geschossen haben.

Wagners mutmaßliche Tat war nach Ansicht der Leitung der Justizvollzugsanstalt Bruchsal unvorhersehbar. Der Häftling habe im Gefängnis eine Buchbinderlehre gemacht, sei „fleißig, relativ unauffällig“ und nicht gewalttätig gewesen, sagte der stellvertretende Anstaltsleiter Klaus Dagenbach. Ein solch eiskaltes Vorgehen habe man von Wagner nicht erwartet.

Dagenbach zufolge war es seit etwa 30 Jahren das erste Mal, daß ein Gefangener auf Freigang eine derartige Gewalttat beging. Die Vollzugsanstalt Bruchsal, in der die meisten „Lebenslänglichen“ in Baden-Württemberg einsitzen, liege bei ihrer „Versagensquote“ im Schnitt. Von 1.681 Gefangenen, denen 1993 Urlaub, Ausgang oder Freigang gewährt wurde, kehrten 20 nicht oder nicht rechtzeitig zurück. dpa