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„Die spanische Regierung zeigt kein Rückrat“

■ Reinaldo Iglesias, 48 Jahre alt, Geschäftsführer der Reedereigesellschaft in Vigo und Sprecher der galizischen Fischer, beklagt sich über Haltung die nördlichen EU-Staaten

taz: Der Kompromiß im Heilbuttstreit mit Kanada ist am Einspruch Portugals gescheitert. Fühlen Sie sich von der spanischen Regierung vertreten?

Reinaldo Iglesias: Nein. In Brüssel wurden Punkte verabschiedet, die wir auf keinen Fall hinnehmen können. Das deutlichste Beispiel ist die Frage der Fangquoten. Am 28. Februar beschloß der EU-Ministerrat eine Quote von 18.630 Tonnen für 1995. Plötzlich will davon keiner was wissen. Bis runter auf 12.000 Tonnen habe ich Zahlen gehört. Die Kanadier haben bisher nicht einen einzigen Fisch in der fraglichen Zone gefischt. Plötzlich interessiert sie das Geschäft, sie machen uns erfolgreich unsere Fangquoten streitig. Und die EU fällt darauf herein.

Wie kommt es dazu?

Die EU stellt ihre eigene Fischereipolitik in Frage. Bisher wurde bei der Quotenverteilung die Erträge der einzelnen Länder in den Vorjahren berücksichtigt. Im Konflikt mit Kanada warf man diese Grundsätze über Bord.

Warum müssen die Spanier in der ganzen Welt herumfischen?

Wir fangen nach wie vor einen großen Teil der Produktion vor der eigenen Küste. Je nach Einsatzgebiet unterscheiden sich die Trawler. Die jetzt zur Frage stehende Flotte sind 36 Boote, die eigens für den Fang in Übersee ausgerüstet wurden. Nur mit ihnen ist es überhaupt möglich den Heilbutt in Tiefen von bis zu 1.500 Metern zu fischen. Um diese Kapazitäten auszunutzen, müssen die Schiffe bis zu sechs Monate unterwegs sein.

In den letzten Tagen redet Präsident González immer öfter von der Umstrukturierung des Sektors.

Wir haben den Eindruck, daß nicht nur Kanada, sondern auch die EU Druck auf die spanische Regierung ausgeübt hat. Wie bei allen EU-Themen macht man auch diesmal einen Unterschied zwischen den nördlichen Mitgliedsländern und den südlichen. Die Nordsee, wo die Spanier keinerlei Fangrechte haben, steht kurz vor der ökologischen Katastrophe. Trotzdem werden die Fangquoten nur langsam gesenkt, um die Fischereiindustrie Nordeuropas nicht zu gefährten. Mit uns hier im Süden, Portugiesen und Spaniern, springt man ganz anders um. Man ist bereit, die Quoten um bis zu 80 Prozent zu senken, wie das Beispiel Heilbutt zeigt. Die spanische Regierung zeigt keinerlei Rückrat. Ich als europäischer Bürger habe den Eindruck, daß hier im Interesse einiger weniger EU-Mitglieder ein Spiel getrieben wird, das auf unsere Kosten geht.

An welche Länder denken Sie dabei vor allem?

Zum Beispiel an Großbritannien: Die unsolidarische Haltung der Regierung Mayor ist beschämend. Und an einige andere Länder. Aber ich ziehe es vor, mich darüber auszuschweigen, um niemandem zu nahezutreten.

Was bedeutet für Sie eine Fangquote von etwa 12.000 Tonnen?

In Galizien wird die einzige Industrie, die wir überhaupt haben, gefährdet. Acht bis zehntausend feste Arbeitsplätze können verlorengehen. Zudem ist steht nach diesem traurigen Konflikt jedem, der unter Einsatz von Gewalt mit der EU verhandeln will, Tür und Angel offen. Wir müssen uns mit dem Gedanken an den Verkauf oder die Verschrottung unserer Überseeschiffe anfreunden. Dafür können wir uns dann bei der EU bedanken. Fragen: Reiner Wandler

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