: Notbremse gegen Castor
■ Brennelemente-Transport aus dem Süden Deutschlands nach Gorleben soll der letzte sein
Hannover (taz) – Die „Freie Republik Wendland“ ruft für morgen zur einer „Aktion Notbremse“ auf den Strecken der Deutschen Bahn auf. Durch Ziehen der Notbremse wollen die Wendländer gegen den bevorstehenden Castor-Transport protestieren. Für den Samstag um fünf vor 12 ruft die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg zu einer Demonstration auf dem Dannenberger Marktplatz auf.
In Bonn hält es Angela Merkel mit Radio Jerewan. „Im Prinzip“, heißt es in ihrem Umweltministerium, soll Atommüll nicht mehr von Süd- nach Norddeutschland fahren. Nur der Castor, der seit letzten Sommer in Philippsburg steht, soll am kommenden Montag nach Norden rollen. „Es ist durchaus möglich, daß das der einzige Transport von hochradioaktivem Müll aus Süddeutschland nach Gorleben bleibt“, sagte gestern ein Sprecher des Ministeriums. Angela Merkel will in den Energiekonsensgesprächen, die ebenfalls am Montag fortgesetzt werden, eine Regionalisierung der Zwischenlagerung von abgebrannten Brennelementen vorschlagen. Danach soll Gorleben norddeutschen Atommüll aufnehmen, für süddeutsche AKW ist ein eigenes Lager geplant, der Rest soll nach Ahaus und Greifswald.
Die Gorlebener BI wirft Merkel vor, eine Machtdemonstration mit 5.300 Polizisten zu inszenieren. An den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder appellieren die Atomgegner, „für den Stopp des Transports zu sorgen oder die Teilnahme an den Energiekonsensgesprächen abzusagen“. Die Staatskanzlei Hannover ließ mitteilen, Schröder werde sich vor Montag zu dieser Frage nicht äußern. Die Vorbereitungen der Polizei für die Sicherung des Castor-Transports gehen planmäßig weiter. Hoffnungen auf eine Absage nährt inzwischen selbst der Umweltminister von Baden- Württemberg. Harald Schäfer hält den Castor-Termin für „eine reine Provokation“, ist allerdings wegen seiner Weigerung, das AKW Obrigheim im Einklang mit dem Verwaltungsgericht Mannheim stillzulegen, parteiinternen Angriffen ausgesetzt. Jürgen Voges
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen