: Die Familie Satellit ist endlich wieder vereint
■ Umwelt-Sputniks vermessen Erde
Berlin (taz) – Pünktlich um 3.44 Uhr ist er gestartet: Der Fernerkundungssatellit ERS-2 der Europäischen Raumfahrtagentur. Eine Ariane-Rakete begleitete ihn vom Weltraumbahnhof Kourou in Guyana auf seine Umlaufbahn. Der Start mußte genau zu diesem Zeitpunkt erfolgen – sonst hätte Nummer zwei seinen vier Jahre älteren Bruder ERS-1 im All womöglich verpaßt. Beide Satelliten fotografieren mit Hilfe von Radarantennen die Erdoberfläche. Durch den Vergleich der zwei Meßergebnisse – für Fachleute: mit differentieller Interferometrie – sind exaktere Ergebnisse als bislang möglich. So entsteht eine weltweite Höhenkarte mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern.
Der 1,06 Milliarden Mark teure ERS-2 mißt auch die Ozonkonzentration in der Atmosphäre sowie Temperatur und Wellenbewegungen der Meeresoberfläche. „Bis wir die Ergebnisse ausgewertet haben, wird es allerdings noch Jahre dauern“, schätzt Klaus Reiniger, verantwortlich für die ERS-Mission beim Fernerkundungszentrum in Oberpfaffenhofen. „Durch die hohe Genauigkeit fallen auch große Mengen an Daten an. Dafür können wir sogar die Plattenverschiebungen der Erdkruste verfolgen, das ist wichtig für die Vorhersage von Erdbeben.“
Ebenfalls Satellitenpremiere feierte das Potsdamer Geoforschungs-Zentrum (GFZ). Erstmals setzte die russische Raumstation Mir einen deutschen Sputnik aus. Er heißt GFZ-1 und besteht nur aus einer 20 Zentimeter dicken, verspiegelten Kugel. Die Spiegel werfen Laserstrahlen von weltweit verteilten Bodenstationen zurück. Damit können die Potsdamer die Flugbahn ebenfalls bis auf wenige Zentimeter genau feststellen. Das Schwerefeld der Erde und die Meeresströmungen werden so vermessen, was Navigatoren in Raum- und Schiffahrt sowie die Klimaforscher freut. Auch die Sponsoren sind guter Laune: Der GFZ-Satellit hat nur eine knappe Million Mark gekostet – samt Start. rem
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen