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Israels Geheimdienst läßt töten

■ Kollaborateure folterten Häftling zu Tode

Tel Aviv (taz/AFP) – Der 30jährige Palästinenser Abd As-Samat Hrizat, der am Dienstag früh in israelischer Haft starb, ist nicht an einer Krankheit, sondern infolge von Mißhandlungen durch Mitarbeiter des Geheimdienstes Shin Bet gestorben. Der schottische Arzt Derek Pounder, der an der von einem Gericht verordneten Obduktion teilnahm, widersprach gestern den ersten Erklärungen der Behörden: „Die ersten Ergebnisse der Autopsie beweisen, daß Abd As-Samat Hrizat nach dem Erleiden von Folter verstorben ist.“ Am Donnerstag hatten die untersuchenden Ärzte – außer Pounder noch zwei Israelis – ermittelt, daß Hrizats Tod durch „von außen verursachte traumatische Verletzungen“ verursacht wurde.

Hrizat war am Dienstag früh aus einem Militärgefängnis mit schweren Hirnschäden in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wo er binnen kürzester Zeit starb. Die Hirnschäden, so berichteten der Militärrundfunk und die Zeitung Maariv gestern übereinstimmend, seien Hrizat von palästinensischen Kollaborateuren des israelischen Geheimdienstes zugefügt worden, die eine Erlaubnis zur Gewaltanwendung erhalten hätten. Die fünf Kollaborateure, von denen drei wegen krimineller Vergehen einsaßen, hätten Hrizat bewußtlos geschlagen, worauf dieser in eine Einzelzelle gebracht worden sei. Dort hätten ihn die Geheimdienstverhörer eine Stunde später ohnmächtig vorgefunden.

Der Tod von Hrizat ist der erste derartige Vorfall, seit am 12. April eine Regierungskommission zur Geheimdienstüberwachung beschlossen hatte, die Lockerung der gesetzlichen Regelungen zum Einsatz von Gewalt bei Verhören für weitere drei Monate zu verlängern. Die gelockerten Regelungen, die zuerst 1987 eingeführt wurden, sehen vor, daß Verdächtige bei Verhören „gemäßigtem physischem Druck“ ausgesetzt werden dürfen. a.w.

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