: „Mit Oma und Roma“
■ Jeder blamiert sich, so gut er kann: Hier die deutschen Zeitungsverleger
Bonn (taz) – Heinrich Heine reimte einst „Teetisch“ auf „ästhetisch“, denn er wußte noch, daß man einen Begriff treffend durch sein Reimwort blamieren oder diffamieren kann. Der Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV) weiß das nicht mehr. Zum „miteinander reden“ hatten die Zeitungsverleger animieren wollen – und gründlich danebengegriffen, als sie ein Plakat mit der Aufforderung „mit Jürgen, mit Luden, mit Türken und Juden“ eines ersten Preises für würdig befanden. Nach Protesten soll der Spruch nun aber doch nicht an die Plakatwände. „Wir haben lernen müssen, daß wir mit diesem Slogan bei allen guten Absichten der Jury und der Gestalter der Anzeige zu Fehlinterpretationen einladen, zu Mißverständnissen – ja, daß sogar Gefühle verletzt werden könnten“, so Hans-Joachim Fuhrmann vom BDZV.
Allzuviel hat der Verband freilich nicht gelernt: Ein anderes Plakat soll ab Mitte Mai geklebt werden. Es ermuntert zum Reden „mit Kindi, mit Oma, mit Sinti und Roma“. Den Entwurf einer anderen Agentur, ebenfalls prämiert von der mit „drei Top-Werbern“ (Fuhrmann) besetzten Jury des BDZV, hat der Verband aber aus dem Verkehr gezogen: Er zeigt zum Text „miteinander reden“ eine aufblasbare Sexpuppe. ade
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