Der sich als links Bezeichnende

■ Ein Gesinnungsstreber-Netzwerk versucht, Wiglaf Drostes Lesereise durch die Tiefen der deutschen Provinz zu stören

Am 24. März sollte Wiglaf Droste im Nürnberger Stadtteilzentrum „Desi“ lesen. Es wurde nichts daraus, denn eine Gruppe von Protestierenden befand ihn wg. „Sexismus“ für untragbar. Grund der Aufregung war Drostes „Der Schokoladenonkel bei der Arbeit“, genauer: drei Sätze darin, die Respekt für Katharina Rutschkys Aufklärungsarbeit in Sachen Kindesmißbrauch bekunden.

Derzeit ist Droste mit dem Programm seiner neuen CD auf Lesereise. Ihm voraus eilen Faxe, auf denen unter der Überschrift „Schwarze Witwe – Zeitung von FrauenLesben für FrauenLesben“ folgendes zu lesen ist: „Liebe LesbenFrauen, der sich als links bezeichnende ,Satiriker‘ Wiglaf Droste kommt am [...] in Eure Stadt, um seine neue CD vorzustellen. In Berlin und Nürnberg wurden seine Veranstaltungen verhindert, da er sich auf die Seite der Bewegung ,Mißbrauch mit dem Mißbrauch‘ stellt, gegen Feministinnen und Einrichtungen wie Wildwasser polemisiert [...]. Wir wollen [...], daß linke VeranstalterInnen endlich [...] ihre antisexistischen und antipatriarchalischen Ansprüche in die Tat umsetzen.“

In Oldenburg und Bonn hatte die Einschüchterungskampagne Erfolg: Die dort geplanten Veranstaltungen wurden abgesagt.

Man könnte die Sache für eine bloße Farce halten, wenn da nicht diese Dokumente wären, die den Wunsch nähren, es möge Titelschutz für Begriffe wie „antifaschistisch“ geben, die von diesen verwirrten Strebern für ihre Hetzkampagne mißbraucht werden. Denn was in der Sprache der Szene-Faxe zum Vorschein kommt, ist ein Konformismus von deprimierenden Ausmaßen. „Darf Satire von links zensiert werden?“ fragt sich bange die „Antifa Bonn/ Rhein-Sieg“, als schon alles abgeblasen ist.

Feine „Antifaschisten“, die zu Kreuze kriechen, weil sie „von verschiedenen Seiten auf die ,sexistische und frauenfeindliche‘ Gesinnung von Droste hingewiesen worden“ sind. Den strittigen Text kannte man natürlich nicht. „Wir mußten die Veranstaltung absagen, da wir beim Stand der Diskussion uns nicht nach außen auf die Seite Drostes stellen können.“

Tja, liebe „Antifa“, aber es bleibt wohl auf absehbare Zeit das „Außen“ der Ort, wo man Stellung bezieht. Jörg Lau